Will ich Geschäftsführer werden?
Sie überlegen sich, ob Sie Geschäftsführer (bzw. Geschäftsführerin) werden wollen? Oder Sie haben die Position bereits angenommen und wollen ein GUTER Geschäftsführer werden? Sie wissen aber nicht so genau, wie Sie das anstellen sollen? Vielleicht quälen Sie Selbstzweifel, ob Sie der Aufgabe gewachsen sind und Sie das überhaupt leisten können? Finden Sie Schritt für Schritt Antworten auf Ihre Fragen. In diesem Beitrag lesen Sie,
- welche Herausforderungen und Aufgaben Sie als Geschäftsführer erwarten,
- warum die Frage „Will ich Geschäftsführer werden?“ essenziell ist,
- was Sie beachten müssen, um ein guter Geschäftsführer zu werden,
- wie Sie mit einer Kündigung umgehen können (des Vorstands oder der eigenen) und
- was es rund um die Haftungsrisiken als Geschäftsführer zu wissen gilt.
Video: Das ändert sich als Geschäftsführer
Fangen wir einmal mit dem zweiten Schritt vor dem ersten Schritt an: Was passiert, wenn Sie als Führungskraft ins Top Management kommen, und Sie Geschäftsführer oder Vorstand werden? Und was braucht man, um Geschäftsführer zu werden und an der Spitze zu bestehen?
In diesem Video erfahren Sie,
- was sich für Sie als Geschäftsführer ändert,
- wo der Unterschied zwischen dem mittleren Management und dem Top Management liegt und
- welche Fehler lauern, wenn Sie neu an die Unternehmensspitze kommen.
Aufgaben als Geschäftsführer – eine Tätigkeitsbeschreibung
Sie haben sich entschieden und wollen in die Unternehmensspitze wechseln. Was sind eigentlich Ihre Aufgaben?
Machen Sie sich bewusst: Sie werden als Geschäftsführer auch für Leistung bezahlt, aber Leistung definiert sich anders. An der Unternehmensspitze stehen Strategien, Beziehungen, Verhandlungen und vor allem auch das politische und taktische Kalkül im Vordergrund.
Sie können es mit der Metamorphose von der Raupe zum Schmetterling vergleichen. Es ist eine komplett neue Welt. Sie durchlaufen – hoffentlich – eine Transformation von der leistungsorientierten zur strategisch denkenden und politisch taktierenden Führungskraft.
Ihre Tätigkeitsbeschreibung kann man im Schwerpunkt so beschreiben: Sie arbeiten jetzt nicht mehr IM Unternehmen, sondern AM Unternehmen. Somit haben Sie deutlich mehr Kontakte außerhalb des Unternehmens, als jemals zuvor.
Geschäftsführer werden: Will ich das überhaupt?
Jetzt haben Sie einen kleinen Eindruck gewonnen, was so auf Sie zukommt, bzw. zukommen könnte, wenn Sie sich entschieden haben Geschäftsführer zu werden. Umso spannender ist jetzt die wichtige Frage: Soll ich Geschäftsführer werden? bzw. warum wollen Sie Geschäftsführer werden?
Das Beispiel von Hartmut M. – nicht immer ist die Geschäftsführung erstrebenswert
Einer meiner Klienten hat seine Haupt-Urlaubszeit in seinem Unternehmen einmal völlig anders genutzt und konnte so eine wichtige Frage für sich beantworten: Will ich Geschäftsführer werden? Begleiten wir Hartmut M. und lassen uns sich von seinem zufälligen „Sommerpraktikum“ inspirieren.
Position in der Geschäftsleitung
Hartmut M. ist seit vielen Jahren im oberen Management eines mittelständischen Maschinenbauunternehmens erfolgreich. Er ist Anfang 50 und überlegt schon länger, ob er sich beruflich noch weiter entwickeln will.
Grundsätzlich ist er sehr zufrieden mit seinem IST-Zustand, weiß aber: Wenn er den nächsten Schritt nach oben gehen will, dann sollte das zeitnah passieren. Während seiner Überlegungen hat man ihm eine Position in der Geschäftsführung angeboten.
Zunächst ist er unentschlossen und weiß nicht, wie er vorgehen soll. Da seine Kinder schon erwachsen sind, hat er in diesem Jahr beschlossen, seinen Haupturlaub im Herbst zu nehmen und die „Sommerferien“ über zu arbeiten. Diese Entscheidung bietet ihm die unerwartete Chance, sich über seine weitere Karriere klar zu werden.
„Sommerpraktikum“ in der Geschäftsleitung
In der Firma ist wenig los, viele Mitarbeiter und Kunden sind während der Ferien im Urlaub. So ist in dieser Zeit mehr Gelegenheit für Gespräche mit anderen Kollegen, als es sonst der Fall ist.
Hartmut M. hat zudem deutlich mehr Kontakt zu den drei Herren, die sich derzeit die Geschäftsleitung teilen und ihn mit ins Boot holen wollen. Er nimmt an einigen „internen“ Meetings teil und lernt dadurch die Persönlichkeiten sowie den Umgang untereinander innerhalb der Geschäftsführung kennen. Er macht also eine Art ungeplantes „Sommerpraktikum“ in der Geschäftsleitung. Eine weise Entscheidung.
„In den Kindergarten will ich nicht.“
Während unseres Coaching-Termins formuliert er auf meine Nachfrage ganz klar:
„In diesen Kindergarten will ich auf gar keinen Fall. Ich habe immer geglaubt, dass an der Spitze die fähigsten Leute sitzen, die das Gesamtwohl des Unternehmens im Blick haben. Da wurden aber nur Spielchen gespielt.“
Er erzählt mir von einem Meeting, in dem über ein millionenschweres Projekt entschieden werden sollte. Es wurden nur unsachliche Argumente hin- und hergeschoben – dabei standen persönliche Befindlichkeiten jedes Einzelnen im Vordergrund.
Am Ende kam – wie so oft – nichts Zielführendes dabei raus. Hartmut M. ist froh, diesen Einblick in die oberste Führungsebene bekommen zu haben. Er kann aus dieser Erfahrung heraus, die Frage „Will ich Geschäftsführer werden?“ für sich mit einem klaren „Nein“ beantworten.
Er will auf seiner Ebene bleiben. Dort hat er das Gefühl mehr gestalten und bewegen zu können. Ein Wechsel des Unternehmens kam für ihn nicht in Frage, weil er sich grundsätzlich sehr wohl fühlte.
Will ich Geschäftsführer werden? Meine Tipps!
- Natürlich ist jedes Unternehmen anders. Nicht überall geht es an der Spitze so zu, wie von meinem Klienten beschrieben. Meist gibt es aber doch eine erstaunliche Kluft zwischen Top-Management und Geschäftsleitung bzw. Vorstand. (Lesetipp: Aufstieg in die Geschäftsführung – was nun?)
- Um für sich eine kluge Entscheidung treffen zu können, sollten Sie daher alle verfügbaren Quellen nutzen, um zu erfahren, wie die Spielregeln an der Unternehmensspitzes Ihres Unternehmens sind.
- Lassen Sie sich nicht blenden – nicht vom Renommee der Position, dem Gehalt, der Einschätzung anderer. Nur, wenn Sie die Position im Einklang mit Ihrer inneren Überzeugung ausfüllen können, wird sie Ihnen Erfolg und Erfüllung bringen (Buchtipp: Was wirklich zählt! Mit Überzeugung führen)
Geschäftsführer werden: Was muss ich beachten?
Jetzt wollen Sie natürlich wissen, was Sie beachten müssen, damit Sie ein guter Geschäftsführer werden. Worauf müssen Sie konkret achten?
Dies hängt ganz davon ab, WIE Sie in die Geschäftsführung gekommen sind.
- Steigen Sie im eigenen Unternehmen auf?
- Kommt die Beförderung plötzlich und unverhofft oder können Sie sich länger vorbereiten?
- Wechseln Sie das Unternehmen?
- Vielleicht haben Sie sogar bislang eine Karriere im Konzern gemeistert und wechseln jetzt in die Geschäftsleitung eines mittelständischen Unternehmens?
Sie merken schon, je nachdem, wie Sie in die Position gekommen sind, sind die Rahmenbedingungen etwas anders. Auch die Antwort auf die Frage „Wie kann man Geschäftsführer werden“ hängt maßgeblich von den Umständen ab. Je nach Situation unterscheiden sich die Voraussetzungen, um Geschäftsführer zu werden. Nachfolgend finden Sie ein paar Beispiele einiger meiner Klienten. Hier finden Sie konkret und praxisnah, worauf Sie achten können, um ein guter Geschäftsführer zu werden.
Praxisbeispiele: Auf die Rahmenbedingungen kommt es an
- Jürgen M. wird in einem mittelständischen Unternehmen zum Geschäftsführer berufen
Das erste Mal ganz oben - Marc L. wird plötzlich Geschäftsführer. Und nun?
Endlich Geschäftsführer – und jetzt? - Frau S. wird im Unternehmen zum Mitglied der Geschäftsleitung. Sie ist davon überzeugt, dass sie das schon hinbekommt und steht kurz vorm Scheitern. Bei Ihrem Aufstieg in den Vorstand bereitet sie sich besser vor.
Aufstieg in die Geschäftsführung – was nun? - Wie gelingt der Wechsel vom Top-Management eines Konzerns in die Geschäftsführung eines mittelständischen Unternehmens? Möglicherweise sogar einem Familienunternehmen?
Als Geschäftsführer in ein Familienunternehmen wechseln - Sie sind bereits Geschäftsführer und wechseln als Geschäftsführer in ein neues Unternehmen. Worauf müssen Sie achten, dass der Einstieg gelingt?
Tipps für den Jobwechsel im Top-Management
Als Geschäftsführer professionell sein
Die meisten wollen als Geschäftsführer besonders professionell sein. Aber: Was bedeutet eigentlich „professionell“, wenn es um die Position des Geschäftsführers geht? Vielfach beobachte ich, dass Top Manager – sobald der Wechsel an die Unternehmensspitze gelungen ist – in ihrem Auftreten eher „unnahbar“ werden. Viele bezeichnen das als professionell, oftmals mit dem Hinweis „ich habe hier ja eine Rolle einzunehmen.“ Ja, aber ist dieses Verhalten hilfreich?
Meiner Erfahrung nach ist diese „Unnahbarkeit“ absolut kontraproduktiv. Es geht ja immer noch darum mit „Menschen“ in Kontakt zu kommen, egal ob innerhalb oder außerhalb des Unternehmens. Ich brauche ein souveränes Auftreten, das hat aber wenig mit einem „menschenlosen“ Verhalten zu tun.
Wie will ich eine „Beziehung“ aufbauen, wenn ich mich als Mensch draußen lasse? Über das Thema Emotionen im Business habe ich einen eigenen Artikel formuliert.
Ich möchte Sie aus eigener Erfahrung heraus ermutigen: Es ist durchaus möglich als Mensch professionell zu handeln und trotzdem mit den Wirren der politischen Spielregeln gut umzugehen.
Kündigung: Wie gehen Sie als Geschäftsführer damit um?
Nun kommen wir zu einem Punkt, den niemand gerne erlebt: Die Kündigung. Entweder die des Vorgesetzten oder die eigene.
Wenn der Vorstand gekündigt wird
Stellen Sie sich einmal vor, dass es den Vorstand trifft. Stellen Sie sich weiter vor, dass dies Ihr Vorgesetzter ist und er wird von heute auf morgen gekündigt. So erging es meinem Klienten – dem Geschäftsführer. Verständlicherweise hatte er viele Fragezeichen im Gesicht stehen. Im Einzel-Coaching analysieren wir, warum der Vorstand gekündigt wurde.
Als Geschäftsführer stellen Sie sich natürlich sofort zwei Anschlussfragen:
- Wie gehe ich damit um?
- Bin ich der Nächste, der gehen darf?
Als Geschäftsführer gekündigt, was tun?
Das Top-Management bzw. die Geschäftsführung ist leider oftmals ein Schleudersitz. Vielfach liegt es nicht an mangelnder Leistung, sondern an der Missachtung der „politischen Spielregeln“. Lernen Sie daher, die Codes und Hidden Agendas auf der Top-Management-Ebene zu durchschauen und auf der Klaviatur zu spielen.
Der Umstand an sich ist schon schlimm genug, meistens trifft es Sie recht unverhofft. Ich nenne nur das Stichwort „Bitte kommen Sie doch am Freitagnachmittag in mein Büro“. Haben Sie schon mal davon gehört? Nicht selten ist danach Schluss mit lustig. Sie werden möglicherweise noch zu Ihrem Arbeitsplatz begleitet und dürfen Ihre 7 Sachen zusammensuchen.
Danach muss es weitergehen. Bitte tun Sie sich und Ihrem Umfeld einen Gefallen: Drücken Sie Ihre Gefühle nicht weg. Das ist zwar ein allzu verständlicher Reflex, aber der Schmerz und die Enttäuschung gehen damit nicht weg.
Vielmehr geht es darum, sich diesen Gefühlen bewusst zu werden und in einem angemessenen Rahmen bzw. Raum auszudrücken. Erst danach sind konstruktive Handlungen möglich. Nach dem Schock geht es dann darum einen Plan zu entwickeln, wie es für Sie weitergeht.
Haftungsrisiken für Geschäftsführer
Google wirft unter dem Stichwort „Geschäftsführer werden“ viele rechtliche Fragen auf. Das sind Punkte, die Sie auf jeden Fall mit einem guten Anwalt klären können. Hier finden Sie einen Gastbeitrag mit dem Thema „Haftungsrisiken für Geschäftsführer.“ Doch neben den rechtlichen bleiben für Sie zunächst natürlich vor allem die in diesem Beitrag behandelten Themen interessant: Soll ich Geschäftsführer werden? Und wie wird man Geschäftsführer?
Fazit:
In diesem Artikel haben Sie erfahren, wie Sie herausfinden, ob Sie überhaupt Geschäftsführer werden wollen. Sie kennen Tipps, wie Sie die Entscheidung treffen. Darüber hinaus haben Sie einen Überblick erhalten, was als Geschäftsführer zu Ihren Aufgaben und Tätigkeiten zählt, genau genommen: „wofür Sie bezahlt werden“.
Aus einer Vielzahl von Beispielen finden Sie bestimmt die Situation, die genau auf Sie zutrifft.
Sie haben einen kleinen Gedankenimpuls erhalten, was „professionell“ als Geschäftsführer bedeutet, bzw. nicht bedeutet.
Sie wissen jetzt auch, was Sie tun müssen, wenn Ihr Vorgesetzter gekündigt wird, oder auch, wenn es Sie trifft. Und last but not least haben Sie auch einen kleinen rechtlichen Hinweis erhalten.
Wie sind Ihre Erfahrungen?
Sie hören lieber?
Hier geht es zur passenden Podcast-Folge:
„Will ich Geschäftsführer werden?“ Wie Sie glasklar herausfinden, ob JA oder NEIN! | AUFSTIEG AN DIE SPITZE #23
Herzliche Grüße
Gudrun Happich
PS: Sie befinden sich gerade in einer der oben beschriebenen Situationen und brauchen schnell eine Lösung? Dann kontaktieren Sie mich unter info@galileo-institut.de und wir besprechen im Anschluss mögliche Ansätze.
Bild: Depositphotos #93429948 ©depostock