Schlechte Nachrichten überbringen: So geht es richtig
Wäre toll, wenn Sie als Geschäftsführer, Führungskraft des C-Level-Managements, Direktor oder Partner gegenüber der Belegschaft oder dem Vorstand immer nur Erfolge zu vermelden hätten. Allerdings verläuft die Wirtschaft wie das Leben in Zyklen. Es wird also leider immer Zeiten geben, in denen Sie schlechte Nachrichten überbringen müssen. Schlechte Nachrichten oder auch Krisen. Aber wie überbringt man schlechte Nachrichten am besten? In diesem Beitrag lesen Sie,
- wie es einem meiner Klienten gelang, schlechte Nachrichten angemessen zu übermitteln,
- an welche Tipps, Sie sich beim Überbringen von Bad News halten können und
- warum bei der Krisenkommunikation die innere Haltung entscheidend ist.
Schlechte Nachrichten überbringen: Beispiele aus der Praxis
Wenn es nicht so gut läuft, wenn Verluste zu verzeichnen sind, Kündigungen drohen, die erwarteten Zahlen nicht erreicht wurden, sind Rückgrat und eine gute Krisenkommunikation gefragt. Genau dann trennt sich die Spreu vom Weizen. Hier möchte ich Ihnen daher anhand eines Praxisbeispiels zeigen, wie Sie als Geschäftsführer dem Vorstand unangenehme Nachrichten vermitteln.
Meinem Klienten – Geschäftsführer einer Konzerntochter aus der Baubranche – flatterten die Nerven. Das Geschäftsergebnis, das er gegenüber dem Vorstand Anfang des Jahres angekündigt hatte, war um mehrere Millionen Euro unterschritten worden. Der Grund: Ein Dienstleister, mit dem langfristige Verträge abgeschlossen worden waren und von dem man sich daher nun auch nicht so einfach trennen konnte, hatte die vereinbarte Leistung nicht erbracht. Noch wusste der Vorstand nichts von der Misere.
Selbst für meinen 58-jährigen Klienten – Top-Führungskraft mit hohem Renommee und einem wirklich guten Standing innerhalb des Unternehmens – fühlte sich das unvermeidliche Gespräch mit dem Vorstand an, wie der sprichwörtliche Gang nach Canossa. Wie sollte er den Vorstandsmitgliedern diese massiven Verluste kommunizieren, ohne sein Gesicht zu verlieren, ohne seinen Ruf und das in ihn gesetzte Vertrauen zu gefährden?
Schlechte Nachrichten übermitteln: 3 Tipps aus dem Coaching-Alltag
Aus den Lösungsansätzen, die ich im Executive-Coaching gemeinsam mit meinem Klienten erarbeitet habe, kann ich Ihnen drei konkrete Praxistipps mit auf den Weg geben. Diese geben Ihnen das Handwerkszeug, um schlechte Nachrichten klar und pragmatisch zu überbringen – und dabei nicht selbst unter die Räder zu geraten.
1.) Spielen Sie verschiedene Varianten durch
In früheren Zeiten erging es dem Überbringer schlechter Nachrichten nicht besonders gut, wie wir aus der Geschichte wissen. Die Botschaft wurde unfairerweise mit dem Boten identifiziert. Genau das darf im Gespräch mit dem Vorstand keinesfalls passieren. Eine detaillierte Vorbereitung und eine klare Krisenkommunikations-Strategie sind der Schlüssel dazu, das sprichwörtliche Büßerhemd gar nicht erst anzuziehen. Denken Sie daran: Sie müssen keinen Bittgang absolvieren, sondern glaubwürdig und aufrecht das Geschehene kommunizieren und Handlungsalternativen aufzeigen. So bleiben Sie Handelnder und werden nicht in die passive Opfer-Rolle gedrängt. Im Führungskräfte Coaching schauen wir uns daher zunächst detailliert die einzelnen Persönlichkeitstypen der Vorstandsmitglieder an und spielen verschiedene Varianten der Gesprächsführung und der möglichen Reaktion des Vorstands durch.
2.) Entwickeln Sie eine Strategie für den Worst Case
Dazu gehört auch, dass wir uns den Worst Case vorstellen: Was löst es in meinem Klienten aus, wenn er nach dem Krisengespräch tatsächlich gefeuert wird? Der 58-Jährige hat ein gesundes Vertrauen in seine Fähigkeiten und ist sich seiner Leistungen für das Unternehmen bewusst. Er hat eine innere Absicherungsstrategie entwickelt, dank derer er auch bei einer Kündigung nicht den Halt verlieren würde. Dieses Wissen gibt ihm eine emotionale Sicherheit, die für das bevorstehende Gespräch zentral ist. Er entscheidet sich dafür, nicht mit der oft praktizierten Salami-Taktik die schlechten Ergebnisse „Scheibchen für Scheibchen“ zu kommunizieren, sondern von vornherein absolut ehrlich und klar die Sachlage zu schildern und in die Offensive zu gehen.
3.) Seien Sie offen und pragmatisch
Mein Klient hat also zunächst um einen baldigen Termin mit dem Vorstand gebeten. In dem Gespräch hat er den Millionen-Verlust und seine Gründe sofort in vollem Umfang offen und pragmatisch erläutert und anschließend einige Optionen aufgezeigt, wie der Konzern künftig damit umgehen könne. Diese ehrliche, frühzeitige und offensive Kommunikation der schlechten Nachrichten kam bei den Vorstandsmitgliedern gut an.
Natürlich waren sie von der Underperformance nicht begeistert, aber durch sein ehrliches, selbstbewusstes Auftreten kamen sie gar nicht auf die Idee, die schlechten Nachrichten mit seiner Person zu verknüpfen. Stattdessen vereinbarte man einen Termin in einem Monat, um auf Augenhöhe gemeinsam Lösungen zu entwickeln, wie so etwas künftig vermieden werden kann.
Krisenkommunikation gegenüber dem Vorstand – die innere Haltung zählt
Wenn Sie als Geschäftsführer schlechte Nachrichten überbringen müssen, ist wie so oft die innere Haltung, Ihre Überzeugung, ausschlaggebend. Mein Klient hatte das Glück, dass er von klein auf mit einem gesunden Urvertrauen ausgestattet war. Zwischen seinem Standing als Mensch / Führungskraft und dem aktuellen Problem konnte er daher klar trennen. Je weniger das bei Ihnen der Fall ist, desto wichtiger sind folgende Punkte:
- Überprüfen Sie Ihre innere Überzeugung.
Dazu gehören ein grundsätzliches Bewusstsein für die eigenen Werte und eine klare innere Haltung, mit der Sie in das Gespräch gehen. - Bereiten Sie sich gründlich auf das Gespräch vor.
Bereiten Sie sich auf das Gespräch und die Teilnehmer detailliert vor und spielen Sie verschiedene Optionen – auch den Worst Case – durch. - Gehen Sie in die Offensive.
In der Regel gilt: Kommunizieren Sie schlechte Nachrichten (also Fehler oder Verluste) möglichst frühzeitig, suchen Sie das Gespräch, übernehmen Sie Verantwortungund versuchen Sie nichts zu vertuschen. - Bieten Sie Lösungsoptionen.
Zeigen Sie zunächst Handlungs- und Lösungsoptionen auf und fragen Sie, ob es auch von Seiten des Vorstands noch Vorschläge gibt
Fazit: So geht erfolgreiche Krisenkommunikation
Also: Wie überbringe ich schlechte Nachrichten? In diesem Artikel haben Sie ein paar Grundsätze für eine erfolgreiche Krisenkommunikation erfahren. In der Nussschale:
- Bitten suchen Sie frühzeitig das Gespräch mit den Verantwortlichen. Das kann der Vorstand sein – wie in diesem Falle. Das können aber genauso gut Ihre Mitarbeiter sein.
- Bereiten Sie sich gut auf das Gespräch vor. Spielen Sie Worst Case Szenarien durch. Wenn Sie innerlich auf das Schlimmste vorbereitet sind, ist die Realität (meist) nicht so schlimm.
- Nutzen Sie bitte eine klare und offene Kommunikation. Sprich: Kommunizieren Sie in der Krise offen heraus. Verheimlichen Sie nichts, oder bringen die schlechte Nachricht scheibchenweise Ihrem Gegenüber bei. Das schafft nur Misstrauen. Und i.d.R. dauert es lange, lange Zeit bis sich Misstrauen langsam wieder in Vertrauen wandelt. Wenn es überhaupt gelingt.
Schlechte Nachrichten zu überbringen ist nie leicht. Die Kunst ist eine offene und klare Kommunikation. So schützen Sie damit das kostbarste Gut, das Sie haben: das VERTRAUEN! Zu Ihrem Vorstand, den Mitarbeitern oder Kollegen.
Herzliche Grüße
Gudrun Happich
PS: Sie haben schlechte Nachrichten zu überbringen – und wissen beim besten Willen nicht, wie? Kontaktieren Sie mich unter info@galileo-institut.de – und wir erarbeiten im Coaching gemeinsam eine Strategie!
Foto von Pavel Danilyuk / Pexels