Jobeinstieg meistern: Wie Sie aus einem Notnagel-Job das Beste rausholen!
Heute beleuchte ich mit Ihnen das Thema: Jobeinstieg im Top-Management. Mit besonderem Schwerpunkt. Konkret geht es um den Einstieg in einen Notnagel-Job. Wie mache ich aus einem Notnagel-Job das Beste? Wie meistere ich den Jobeinstieg souverän? Ist es möglich von der Notlösung zum besseren Job zu kommen? Ist es. Wie genau auch Sie das schaffen und aus der Not eine Tugend machen können, zeige ich Ihnen in diesem Artikel – anhand eines gut nachvollziehbaren Fallbeispiels. Hier lesen Sie:
- was Sie für den Jobeinsteig im Top-Management wissen müssen,
- wie Sie im Notnagel-Job mit innerem Druck umgehen können,
- wie Sie sich auf den Einstieg in den Notnagel-Job vorbereiten können,
- mit welchen 4 Tipps der Jobeinstieg gelingt und
- welche 5 Schlüsselerkenntnisse Sie am Ende weiterbringen werden.
So gelingt der Jobeinstieg ins Top-Management
Sie haben sich mit all Ihrer Kraft eingesetzt, nun werden Ihre Mühen belohnt: Ihr Chef hat Sie befördert und Sie steigen ins Top-Management auf! Zunächst sollten Sie sich über einen solchen Erfolg freuen und ihn auch gebührend feiern. Sie können stolz auf sich sein! Im zweiten Schritt allerdings sollten Sie sich auf Ihre neue Rolle vorbereiten. In meinen Executive Coachings habe ich schon viele Führungskräfte begleitet, die diesen Schritt versäumt haben – sei es, weil sie die wirklich grundlegenden Unterschiede zwischen den Führungsebenen unterschätzt haben, sei es, weil ihnen gar keine Zeit gegeben wurde, sich richtig vorzubereiten. Die Folgen können fatal sein: vom Gefühl vollkommener Überforderung, Versagensängsten, einem Rausschmiss bis zur eigenen Kapitulation habe ich alles schon erlebt.
Machen Sie sich bewusst: Sie betreten eine neue Welt
Tatsächlich kann es einem so vorkommen, als betrete man eine neue Welt, ein fremdes Land, dessen Sitten und Gebräuche man nicht kennt. Im mittleren Management zählen Fakten, Inhalte und Argumente, Fairness und Kooperation bestimmen den Umgang. Es geht darum, mit seinem Team die Abteilungs- oder Bereichsziele zu erreichen.
An der Unternehmensspitze stehen plötzlich ganz andere Dinge im Vordergrund: Hier geht es um Strategien, Beziehungen, Verhandlungen – vor allem aber auch um politisches und taktisches Kalkül. Eine komplett neue Welt. Um sich darin zurechtzufinden, bedarf es der Metamorphose von der leistungsorientierten zur strategisch denkenden und politisch taktierenden Führungskraft. Werte und Umgangsformen, die eine Führungskraft im Mittelmanagement als wesentlich kennengelernt hat und mit denen sie viele Jahre lang erfolgreich war, gelten nach dem Aufstieg zum großen Teil nicht mehr oder werden um neue Regeln ergänzt.
Die Spielregeln ganz oben
Selbst eine erfahrene Führungskraft, die seit vielen Jahren im Unternehmen ist, weiß oft nichts über die Spielregeln ganz oben. Seminare und andere Maßnahmen zur Führungskräfteentwicklung sind fast durchweg abgestimmt aufs mittlere Management. So kommt es, dass die meisten Aufsteiger ins Top-Management nicht einmal wissen, dass sie ein fremdes Land betreten.
Die Gepflogenheiten in der Top-Etage sind vor allem eines: undurchsichtig. Die Verhaltensweisen folgen Regeln, die selbst den Betroffenen oft nicht bewusst sind. Wer sich im Top-Management bewegt, orientiert sich intuitiv an bestimmten Erfolgscodes, über die er sich selbst nie Gedanken gemacht hat. So erklärt sich auch die typische Antwort, die ich auf die Frage nach Erfolgsfaktoren erhalte: Immer wieder ist von Glück und Zufall die Rede. Was steckt tatsächlich dahinter? Die wohl entscheidende Rolle spielen die objektiv anderen Anforderungen, die im Top-Management existieren.
Fallbeispiel: Jobeinstieg im Notnageljob – mit innerem Druck umgehen
Die generellen Anforderungen für den Jobeinstieg im Top-Management sind so gut wie immer dieselben. Spezieller allerdings wird es im Fall von Uwe.
Können Sie sich noch an ihn erinnern? Der neue CIO eines größeren Mittelständlers, der unter hohem innerem Druck einen Notnagel Job angenommen hat und statt souverän zu sein nun noch mehr unter Druck geriet? Und wie er damit umging? Nein? Dann lesen Sie hier gerne noch mal nach. Heute treffen wir uns wieder. Vier Wochen sind seit unserem letzten Termin vergangen. Ich bin gespannt, wie es Uwe heute geht und was er an Themen mitgebracht hat.
Als ich die Tür öffne, strahlen mich zwei blaue Augen an. Er wirkt aufgeräumt, zuversichtlich und tatkräftig. Ich denke mir: Ein Wandel um 180 Grad, scheinbar haben die Erkenntnisse vom letzten Mal nachgewirkt. Uwe bestätigt mir: „Ich habe erkannt, wo ICH mir selbst Druck aufgebaut habe. Und habe gelernt damit deutlich besser umzugehen.“ Und auch seine Ehefrau ist froh, dass Uwe endlich redet. So kann Uwe seiner aktuellen Situation schon einige positive Punkte abringen. Nämlich „dass ich
- weniger inneren Druck habe und im Zweifel weiß, wie ich damit umgehe,
- mit meiner Frau viel häufiger auch über solche Sachen rede und
- mich dafür nicht mehr schäme. Und auch nicht der Meinung bin, dass ich dadurch weniger männlich bin.“
Im weiteren Gespräch zeigt sich schnell: Uwe kann seinen inneren Druck nun deutlich besser wahrnehmen und mit diesem umgehen. Das macht ihn souverän und handlungsfähig. Gemeinsam halten wir fest: Es ist wichtig für innere Ruhe zu sorgen. Und auf keinen Fall in eine äußere Aktivität zu flüchten. Jetzt besitzt Uwe das Basishandwerkszeug für mehr Gelassenheit im Zusammenhang mit seinem neuen Job.
Jobeinstieg im Notnagel-Job meistern – Vorbereitung in 3 Schritten
So weit so gut. Jetzt, wo Uwe besser mit seinem inneren Druck umgehen kann, geht es darum, das Beste aus seinem neuen Job zu machen – und den Jobeinstieg souverän zu meistern. Uwes Leitfrage: „Wie mache ich das Beste aus meinem Notnagel-Job?“
1.) Offene Fragen zum Einstieg in den neuen Job stellen
Wir kommen zum nächsten wichtigen Punkt unseres Führungskräfte-Coachings: Offene Fragen zum Jobeinstieg. Uwe hatte im Vorstellungsgespräch vieles nicht erfragt, um die Chance auf den Job zu erhöhen. Wir kommen allerdings nicht darum herum, trotzdem Antworten zu finden. Ich stelle Uwe daher folgende Fragen:
- Was erwartet man von Ihnen?
- Weshalb hat man Sie eingestellt? Was sieht „man“ in Ihnen? Bzw. welche Kompetenzerwartung erfüllen Sie?
- Welchen Eindruck haben Sie von Ihrem Chef?
Da Uwe noch keine Antworten auf die Fragen weiß, wird er versuchen, diese mit dem neuen CEO zu erörtern – und zwar schon vor seinem ersten Tag in wenigen Wochen.
2.) Einführung durch den CEO sicherstellen
Wir gehen zum nächsten Punkt über. Ich halte es für extrem wichtig, dass der CEO ihn einführt und vorstellt. Entweder persönlich (dafür müsste er aus den USA nach Europa kommen) oder per Video-Konferenz. Ich erkläre: „Das muss nicht lang sein, stärkt Ihre Position aber enorm. Denn es signalisiert den Anwesenden: Der CEO steht hinter Ihnen. Sie werden feststellen, dass Sie dadurch innerlich ruhiger und souveräner werden. Und das ist ja eins der wesentlichen Punkte, auf die Sie – insbesondere am Anfang immer achten sollten.“ Im Anschluss kann dann die Antrittsrede folgen.
3.) Jobeinstieg ohne „Muss“ angehen
Uwes Folgefrage: „Wie schaffe ich es denn in meinem neuen Job zu überzeugen, meine Versprechen einzulösen und kein Blender zu sein? Ich muss mich da ja nun beweisen. ICH MUSS DIESEN JOB behalten!“
Und da ist er wieder: der innere Druck, erzeugt durch ein ICH MUSS.
ICH MUSS mich beweisen.
ICH MUSS diesen Job behalten.
Uwe erschrickt, weil er merkt: Mit dieser Einstellung ist er schon wieder drauf und dran, seine Souveränität zu verlieren und sich wieder von seinem Ziel zu entfernen. Umso wichtiger ist es jetzt also, den inneren Druck zu bändigen, um innerlich souverän zu werden. Sobald das geschafft ist, werden Sie auch im AUSSEN souverän. Warum? Weil Sie ohne den inneren Druck wieder anfangen können zu denken und Sie selbst zu sein. Dann werden Sie auf gute Ideen und Antworten kommen. Fast wie von selbst. Das habe ich auch im letzten Termin bei Uwe gesehen. Ohne inneren Druck, nimmt seine Ausstrahlung in Bruchteilen von Sekunden zu – und es ist alles da, was er braucht.
4 Empfehlungen für den Jobeinstieg als C-Level in einem Notnagel-Job
Im Folgenden gebe ich Uwe 4 praktische Empfehlungen an die Hand, die er bei seinem anstehenden Jobeinstieg sofort umsetzen kann. Und diese gelten selbstverständlich auch für jeden anderen C-Level oder Top-Manager, der einen Notnagel-Job antritt.
1.) Starten Sie mit kleinen Brötchen
Niemand erwartet von Ihnen am ersten Tag ein Weltwunder, außer Sie selbst. Vielleicht haben Sie im Bewerbungsgespräch den Mund ein wenig voll genommen, das kann sein. Aber spätestens jetzt ist es Zeit in der realen Welt anzukommen. Nutzen Sie die ersten Wochen um die Mitarbeiter kennenzulernen. Die Kollegen. Die Erwartungen der anderen. In einfachen Worten: Kommen Sie erst einmal an.
2.) Haben Sie realistische Erwartungen
Sie wissen ja: In Ihrem Auswahlprozess sind eher Verkaufsgespräche gelaufen. Nun aber beginnt spätestens die Zeit – der Realität entsprechend – FRAGEN zu stellen. Was wird von Ihnen erwartet? In welcher Zeit? Mit welchen Ressourcen oder Budgets? Checken Sie – mit kühlem Kopf – ist das realistisch? Falls ja, prima, dann wissen Sie ja jetzt, wo die Reise hingeht.
Falls nein, dann gehen Sie bitte in den konstruktiven Dialog mit Ihren Gegenübern und brechen die Erwartungen auf die Realitätsebene runter. Immerhin wollen Sie ja kein Blender oder Besserwisser sein, oder?
Gut möglich, dass aus dem ursprünglichen Notfall-Job noch ein akzeptabler wird. Auf jeden Fall wird es ein besserer oder ehrlicherer. Denken Sie daran: Der größte Feind ist gerade Ihr eigener INNERER DRUCK. Meine Erfahrung ist die: Was Sie sich selbst machen, können Sie auch selbst wieder ablegen. Da haben Sie großen Einfluss drauf.
Selbst wenn es zu äußerem Druck durch den Arbeitgeber kommen sollte, können Sie dem deutlich besser begegnen, wenn Sie zu einer inneren Souveränität finden.
3.) Gehen Sie einen Schritt nach dem Anderen
Das hört sich jetzt zwar altbacken an, aber haben Sie schon mal gehört, dass Rom auch nicht an einem Tag erbaut wurde? Gehen Sie bitte Schritt für Schritt vor. Immer an der „Realitätskante“ entlang.
Ich weiß, das ist heute alles echt harte Kost. Denn ein typischer Leistungsträger denkt immer maximal, mit hohen Ansprüchen, vor allem an sich selbst und ist meistens unzufrieden, wenn nicht alles sofort beim ersten Mal klappt. Worte wie: „Geduld“, „abwarten“ oder auch „ein Schritt nach dem Anderen“ sind vielleicht für andere Leute „normal“. Für uns Leistungsträger ist das wie Todesstrafe – wir haben ständig das Gefühl mehr zu machen, zu leisten, zu können, zu müssen. ABER, daher sage ich es ja: Manchmal ist das nun so gar nicht zielführend. Sogar eher im Gegenteil. Wahrscheinlich sind Sie, genau wie Uwe, nicht sehr begeistert von dem NICHTTEMPO, das ich gerade empfehle. Ich möchte Ihnen daher gerne eine Brücke bauen.
4.) Sehen Sie den Jobeinstieg als Experiment
Wie wäre es denn, wenn Sie die nächsten Wochen oder Monate mal als Experiment sehen: Sie probieren sich aus, in neuen Denk- und Verhaltensweisen. Bei einem Experiment kann es klappen, muss aber nicht.
In diesen neuen Verhaltensweisen versuchen Sie mal NICHT mit Vollgas und stets unter Druck einen Marathon nach dem anderen zu laufen – so nach dem Motto: Je mehr ich mich verausgabt habe um so eher werden die mich behalten. Sie wissen selbst, dass das Gegenteil der Fall ist.
Stattdessen schauen Sie immer wieder, dass Sie Ihren eigenen inneren Druck im Zaume halten. Das Sie in echte Gespräche und echten Dialog mit den Kollegen und Mitarbeitern gehen. Dass Sie mit dem CEO die genauen Erwartungen und Ziele bestimmen und auf ein realistisches Maß korrigieren, falls nötig.
In der Zwischenzeit werden Sie nicht nur viel über sich selbst herausfinden, Sie werden auch viel eher feststellen, ob es vielleicht doch ein passender Job für Sie ist und kein Notfall-Job. Dann haben Sie eine wunderbare Grundlage gelegt und werden mit Ihrer neuen Souveränität auch dem äußeren Druck standhalten können.
Wenn Sie aber während dieses Experimentes herausfinden, das dieser Notnagel-Job doch nicht zu Ihnen und Ihren Qualifikationen passt, dann werden Sie mit dem CEO einen guten Umgang damit finden. Und zwar einen, der weder bei Ihnen noch beim CEO zum Gesichtsverlust führt.
So haben Sie eine neue Agenda für den souveränen Einstieg in den Notfall-Job:
Sie machen aus Ihrem Notfall-Job das BESTE – für alle Beteiligten und lassen das Ergebnis offen.
Fazit: 5 Schlüsselerkenntnisse für den souveränen Einstieg im Notfall-Job
Am Ende unseres Coaching-Termins hat Uwe 5 zentrale Erkenntnisse gewonnen, die ich Ihnen an dieser Stelle auch nochmal vor Augen führen möchte. Vielleicht erkennen Sie sich in den Worten von Uwe wieder.
- Händeln Sie Ihren inneren Druck: „Der innere Druck oder dieses ICH MUSS – Sie sagen ja, dass das alle Leistungsträger haben – mir war nicht bewusst, wie sehr mich das „treibt“ und mein Verhalten beeinflusst. Ich habe jetzt allerdings eine Idee davon, wie ich – wenn es nervt – besser damit umgehen kann. Das mache mich freier und souveräner.“
- Seien Sie ehrlich (auch zu sich selbst): „Der Notfall- Job – der ja schon unter schlechten Bedingungen begonnen hat – wird nicht besser, wenn ich mit weiteren Versprechungen und Aufplusterei weitermache. Das führt definitiv zum Scheitern. Und außerdem will ich kein Blender und Besserwisser sein.“
- Bereiten Sie alles für einen gelungenen Jobeinsteig vor: „Wichtig ist, die Erwartungen der Beteiligten noch vor dem ersten Tag in Erfahrung zu bringen und – unterstützt von dem CEO – einen guten ersten Tag und damit Einstieg zu gestalten. Nichts Pompöses, sondern eher überzeugen durch Professionalität und Menschlichkeit.“
- Kommen Sie an: „Ich darf auch für mich ankommen im neuen Job. Wenn er passt, ist es gut – für alle. Wenn nicht, ist es besser das frühzeitig zu erkennen, als dass sich beide Seiten unsagbar quälen.“
- Sehen Sie den Job als Experiment: „Die Schönste und auch Ungewöhnlichste Erkenntnis für mich: Ich darf den Einstieg in den neuen Job, der ja ein Notfall-Job ist, als Experiment sehen.“
Haben auch Sie diese Erkenntnisse verinnerlicht, dürfen Sie die abschließenden Worte von Uwe gerne als Mutmacher für Ihren eigenen Jobeinstieg lesen: „Ich habe viele Dinge selbst in der Hand, das hilft mir enorm, die nächsten Schritte im neuen Notfall-Job anzugehen.“
Sie hören lieber?
In der Epsiode #36 meines Podcast „Leben an der Spitze“ hören Sie die komplette Geschichte von Uwe.
In der nächsten Folge spreche ich über den C-Level-Auswahlprozess. Wenn Sie wissen wollen, wie Sie den Job bekommen, der wirklich zu Ihnen passt, dann hören Sie unbedingt in Folge #37 rein.
Herzliche Grüße
Gudrun Happich
PS: Sie stehen ebenfalls kurz vor dem Einstieg in einen Notnagel-Job oder stecken schon mittendrin? Und es gelingt Ihnen einfach nicht, den inneren Druck zu händeln, um souverän die nächsten Schritte zu meistern? Dann Schreiben Sie mir eine Mail an info@galileo-institut.de – und wir finden gemeinsam eine Lösung!
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