Fremdgesteuert? Wege aus der Fremdbestimmung
Im Führungskräfte-Coaching höre ich immer wieder diesen Satz: „Ich fühle mich fremdgesteuert!“. Dieses unangenehme Gefühl raubt einem schnell den letzten Nerv. In diesem Beitrag erfahren Sie, wie Sie raus aus dem Hamsterrad finden: Wie Sie von der Fremdsteuerung zur Selbststeuerung gelangen. Konkret lesen Sie,
- wie typische Situationen der Fremdsteuerung aussehen können,
- welche Gefühle, Gedanken und Impulse dahinter stecken,
- wie Sie Schritt für Schritt von der Fremd- zur Selbststeuerung gelangen und
- mit welchen 3 Tipps, Sie einer Fremdbestimmung „von oben“ begegnen können.
Als Führungskraft fremdbestimmt: Typische Situationen
Bevor wir zu Lösungsideen kommen, erst einmal drei „typische“ Beispiele für das Gefühl als Top-Führungskraft fremdbestimmt zu sein, die ich in Variation immer wieder von meinen Klienten höre.
Beispiel 1: „Wie gehe ich mit Kurzarbeit um?“
„Ich bemühe mich wirklich hier am Standort den Draht zu meinen Mitarbeitern zu halten. Offen und transparent zu kommunizieren, für die Sorgen und Ängste da zu sein, ein Ohr zu haben. Parallel versuchen wir natürlich hier im Unternehmen so weit wie möglich auf die Krise zu reagieren, umzustrukturieren und was eben jetzt so alles nötig ist. Wir sind im Bereich der Produktion und natürlich steht das Thema Kurzarbeit im Raum. Wie gehe ich damit um? Was sage ich meinen Mitarbeitern. Von der Konzern-Zentrale erhalte ich einfach keine Infos. Die einzige Formulierung: „Sie schaffen das schon!“. Ich fühle mich im Regen stehen gelassen. Ich fühle mich total allein gelassen und ausgeliefert. Ich werde fremdgesteuert. Wie gehe ich damit um?“
Beispiel 2: „Ich komme noch nicht einmal mehr dazu aufs Klo zu gehen.“
In einem Zoom-Termin mit dem Geschäftsführer eines DAX 30 Unternehmens zum Beginn der Corona-Krise fragte ich diesen, was ihn im Moment am meisten belastet:
„Ach, wissen Sie was…. Was mich am meisten nervt ist das Gefühl fremdgesteuert zu sein. Mein Tag beginnt morgens um 7.30 Uhr mit den ersten Stand-Up-Meetings mit dem Vorstand, danach sofort mit meinen „Directs“, dann auch Einzel-Termine und immer wieder passiert natürlich was Neues, worauf ich schnell reagieren muss. Abends dann noch mal die gleiche Runde vom Morgen als „Tagesabschlussrund.“ Krisenmanagement halt. Alles vom Home-Office aus. Dass das grundsätzlich alles geht, ja, das habe ich erkannt. Manchmal ist es ja auch ganz schön, nicht zu allen möglichen Meetings zu reisen. Ich schaffe mittlerweile deutlich mehr in der vorhandenen Zeit. Die virtuellen Calls sind allerdings auch deutlich anstrengender als die „analogen“… Aber: Ich komme noch nicht mal mehr dazu aufs Klo zu gehen. Ein Meeting nach dem anderen. Und wenn ich dann abends um 20 Uhr oder auch mal 20.30 Uhr aufhöre, sacke ich nur noch aufs Sofa und starre Löcher in die Luft. Auf meine Frau wirke ich absolut apathisch – und ich fühle mich auch so.“
Beispiel 3: „Ich erwarte von Ihnen, dass Sie Ihre Loyalität gegenüber dem Unternehmen zeigen.“
Das Gefühl der Fremdsteuerung ist natürlich nicht an Krisen gekoppelt, wie dieses Beispiel unterstreicht. Thomas D. ist der Traum eines jeden Arbeitgebers. Hoch engagiert, fachlich kompetent, charmant und zuverlässig. Er ist im größten Projekt des Unternehmens im „Pitch“ an entscheidender Stelle eingesetzt.
Thomas D. hat den Familienurlaub schon frühzeitig im Unternehmen angekündigt, hat alles, was er kann, entsprechend vorbereitet. Ihm ist die Work-Life-Balance als Manager wichtig. Daher hat er eindringlich darauf hingewiesen, dass er in diesen 3 Wochen NICHT ansprechbar und verfügbar sei. Davor und danach könne man auf seinen vollen Einsatz zählen. Nicht jedoch während des Familienurlaubes. Dies hat er seiner Frau und seiner Familie felsenfest versprochen. Er erhielt von seinem Chef die Zusage. Thomas D. und vor allem seine Familie freuen sich auf den lang ersehnten Familienurlaub. Das ist auch nötig! Endlich mal ist die Familie für sich.
Thomas D. macht seinen Job hervorragend, manch andere in dem Pitch-Projekt nicht. Die Zeit wird eng. Thomas D. verabschiedet sich in seinen Urlaub. Zwei Stunden, bevor der Flieger abhebt, erhält er einen Anruf vom Big-Boss-Vorstand: „Thomas….. Sie wissen, wie wichtig dieses Projekt für das Unternehmen ist. Natürlich haben Sie ein Anrecht auf Urlaub. Sie können natürlich auch fahren. Ich möchte Sie nur darauf hinweisen, dass es dann wohl mit Ihrer weiteren Karriere hier im Unternehmen begrenzt ist. „Man“ erwartet hier Loyalität zum Unternehmen.“ – diese Worte fallen in einem sehr, sehr freundlichen warmherzigen Ton. Der Big Boss legt auf. Thomas D. kocht vor Wut. Ein Schlag ins Gesicht. Er fühlt sich erpresst und „fremdgesteuert.“
Fremdsteuerung im Fokus: Gefühle, Gedanken, Handlungsimpulse
So unterschiedlich diese Beispiele auch sind. Alle drei Klienten formulieren, dass sie sich fremdgesteuert fühlen. Um eine Lösung zu finden, ist es zunächst essenziell, zu verstehen, wie (und warum) sich das Gefühl der Fremdbestimmtheit bzw. Fremdsteuerung auf Gefühls-, Gedanken- und Handlungsebene einstellt.
Wie zeichnet sich das Gefühl aus?
Auf meine Frage, wie genau sie dieses Gefühl beschreiben würden, kommen folgende Formulierungen:
- Ich fühle mich ausgeliefert.
- Ich fühle mich in meiner Freiheit eingeschränkt.
- Ich fühle mich abhängig.
- Ich habe das Gefühl, dass ich keine Wahl habe.
- Ich fühle mich ohnmächtig.
- Ich fühle mich handlungsunfähig.
Fremdbestimmt? Die Gedanken hinter dem Gefühl
Ich wollte noch einen Schritt weiter gehen und habe alle gefragt, was sie denn „gedacht“ haben, bevor sich dieses Gefühl eingestellt hat. Der ein oder andere musste ziemlich lange grübeln. Oder ich musste diese doch eher ungewöhnliche Frage gleich mehrfach stellen, bevor eine Antwort kam. Das Spannende: Die Antworten fielen mehr oder weniger ähnlich aus.
„Ich habe den Eindruck ich MUSS die Ansprüche/Erwartungen/Wünsche des anderen erfüllen. Und zwar JETZT und SOFORT!“
Überlegen Sie bitte mal für sich selbst: Wie war es, als Sie sich das letzte Mal fremdgesteuert gefühlt haben? Was haben Sie in dem Moment gedacht?
Das Gefühl der Fremdsteuerung löst schädliche Impulse aus
Überlegen Sie bitte für sich selbst, was ist Ihr erster Impuls gewesen, als Sie sich das letzte Mal fremdgesteuert fühlten? Im normalen Leben gibt es meistens ganz spontane Reflexe, die den Kategorien „Flucht“, „Kampf“ oder „Erstarren“ zuzuordnen sind. So können wir das auch hier beobachten. So antworteten meine drei Klienten sehr unterschiedlich:
- Erstarren: Der eine verfiel in eine Art „Schockstarre“, ihm fiel überhaupt nichts als Handlungsimpuls ein.
- Flucht: Ein anderer wollte sich sofort der Situation entziehen.
- Kampf: Der dritte wollte am liebsten eine Rebellion anzetteln.
Alle drei waren sich einig, dass dieser erste Impuls zwar nachvollziehbar, aber nicht konstruktiv war. Sie hatten auch darauf verzichtet, in diesen Momenten ihren Impulsen zu folgen.
Umsetzung: Von der Fremdsteuerung zur Selbststeuerung
Mit diesem theoretischen Wissen geht es jetzt nicht nur darum, den destruktiven Impulsen zu widerstehen, sondern wieder in eine Handlung zu kommen. Sodass Sie lösungsorientiert vorwärts gehen und die Zügel wieder in die Hand nehmen können. Raus aus der Fremdsteuerung – rein in die Selbstbestimmung.
Fremdgesteuert? Sie haben immer die Wahl!
Das Schlimmste an der Fremdsteuerung: Sie haben das Gefühl keine Wahl zu haben!
Damit haben Sie den Eindruck, dass Sie „gezwungen sind, auf eine bestimmte Art und Weise reagieren zu müssen!“ Schrecklich, oder?
Aber. Ist das wirklich so?
Hier kommt meine (theoretische) Hypothese:
Sie haben immer die Wahl!
Ja, Sie lesen richtig. Meine Hypothese ist: Sie haben immer die Wahl!
Wahl heißt nicht unbedingt, dass Sie die Wahl zwischen Gut und Schlecht haben. Manchmal gibt es auch nur die Wahl zwischen Pest und Cholera. Aber Sie haben IMMER die Wahl!
Also: Wählen Sie!
Was löst diese Hypothese bei Ihnen aus? Ich hoffe, dass Ihnen dieses Wissen schon mal etwas mehr Luft und Freiheit verschafft.
In 4 Schritten raus aus dem Hamsterrad:
Nehmen wir das Beispiel Thomas: Wie ist er in der Situation mit dem Gefühl von „fremdgesteuert sein“ umgegangen? (Fairerweise muss ich sagen, dass wir für diesen konkreten Urlaubsfall schnell eine „Hilfslösung“ gefunden haben. Aber als einige Wochen später noch mal das Gefühl „Ich bin fremdbestimmt“ auftauchte, haben wir uns die Situation näher angeschaut und eine Art Schritt-für-Schritt-Plan entwickelt.)
1. Klären Sie Ihre Einflussmöglichkeiten
Wenn Sie sich fremdgesteuert fühlen, klären Sie zunächst folgende Frage: „Haben Sie Einfluss auf die Situation?“ Falls Ihre Antwort NEIN lautet: Wirklich nicht? Nach mehrmaligem Hinterfragen werden Sie erkennen, dass Sie immer Einfluss nehmen können und immer die Wahl haben. Stellt sich nur die Frage: Bin ich bereit die Verantwortung für diesen Schritt zu übernehmen?
2. Identifizieren Sie Trigger und typische Handlungsmuster
Thomas erkannte für sich, dass er sehr zuverlässig und engagiert ist. Dieses Image ist ihm wichtig. Sobald eine Bitte oder eine Anfrage von jemandem (egal wem) kam, verhielt er sich wie folgt:
- SOFORT auf die Anfrage reagieren.
- SOFORT ermöglichen, dass er der Bitte nachkommt.
Sein Ziel: innerhalb kürzester Zeit LIEFERN. - Da immer mehr Anfragen auf einmal reinkamen, fühlte er sich fremdgesteuert (von den Wünschen der anderen und dem eigenen Zwang, diese sofort erfüllen zu müssen – vorauseilender Gehorsam).
- In der Konsequenz machte er Flüchtigkeitsfehler und verschwitzte sogar einige Termine.
- Er erhielt Ärger, sein Image von „zuverlässig“ nahm Schaden im Sinne von „der ist unzuverlässig und oberflächlich“.
Fazit: Gut gemeint ist nicht gut gemacht. Umso wichtiger ist es, einen Schritt zurückzutreten und zu reflektieren: Erwarten die anderen überhaupt, dass ich die Anfragen SOFORT erledige? Bringe ich mich damit womöglich selbst in die Fremdsteuerung?
3. Ziehen Sie Konsequenzen und ändern Sie Ihr Verhalten
Jetzt ist es an der Zeit, Konsequenzen zu ziehen. Was also machte Thomas jetzt anders?
- Er erkannte, dass an dem Gefühl der Fremdsteuerung viel „Selbstgemachtes“ dabei war.
- Er veränderte sein Verhalten.
Sobald eine Bitte oder Anfrage von jemand (egal wem) kommt, verhält er sich jetzt wie folgt:
- Innerhalb von 24 Stunden wird auf die Anfrage reagiert.
Damit zeigt er Zuverlässigkeit im Reagieren. - Er überlegt:
Ist es dringend? Ist es wichtig? Ist es dringend und wichtig?
Je nach Antwort fällt sein Verhalten aus.
WICHTIG und DRINGEND: Er versucht zeitnah ein Zeitfenster zu ermöglichen.
Ansonsten bedankt er sich freundlich für die Bitte und bietet ein Zeitfenster zu einem späteren Zeitpunkt an.
Wenn er es nicht weiß, fragt er nach: Wie dringend ist das jetzt?
Er ist auch zuverlässig im Liefern, aber nicht unbedingt SOFORT. - Er behält den Überblick über seinen Terminkalender.
Hier sind Zeitfenster für DRINGEND und WICHTIG bereits einkalkuliert. Ebenso für Ungeplantes und natürlich für die Regelmeetings und die „normalen“ Aufgaben.
Trotz aller Puffer und Eventualitäten räumt er seinem Wochenarbeitskalender 50 Stunden Zeit ein. Nicht mehr! - Er schafft täglich innere Klarheit. Diese hilft ihm sich zu fokussieren.
- Er reflektiert bewusster: Was will ich? Was will ich nicht? Was muss ich? Was muss ich nicht?
4. Nicht mehr fremdbestimmt? Ziehen Sie ein Fazit
Bewerten Sie das Ergebnis. Hat sich die Fremdsteuerung zugunsten der Selbststeuerung aufgelöst? Oder müssen Sie Ihr Verhalten weiter anpassen?
Einige Monate nach diesem Coaching-Termin frage ich Thomas, ob und inwiefern sich sein Arbeitstag und vor allen Dingen das Gefühl des Fremdgesteuertseins verändert hat.
Seine Antwort:
- Ich halte meinen Terminkalender bewusst „leerer“.
- Durch die innere Klarheit kann ich mich leichter fokussieren, behalte den Überblick und entscheide schneller: Passt die Anfrage/Bitte noch rein? Dann mache ich es. Passt sie nicht rein? Dann lasse ich es oder verschiebe es auf einen späteren Zeitpunkt.
- Ich habe bewusst Zeitpuffer für Pannen oder Dringliches in meinem Kalender.
- Im Ergebnis: Mein Image ist wieder wie früher – zuverlässig, kompetent und man kann sich auf die Ergebnisse verlassen.
Meine wichtigste Lernerfahrung:
Ich kenne jetzt meinen Schlüssel zu meinem Hamsterrad und ich habe es jederzeit in der Hand auszusteigen.
Früher habe ich immer automatisch angenommen, dass ich jeder Bitte SOFORT entsprechen muss. Dass ich belohnt werde, wenn ich schnell reagiere, wenn ich Dinge möglich mache. Aber ich fühlte mich durch die vielen Anfragen fremdgesteuert, weil ich glaubte den Erwartungen entsprechen zu müssen. Ich habe mich selbst in mein Hamsterrad gesperrt.
Das war eine bittere Erkenntnis.
Als ich anfing mehr Raum und Luft zum Reagieren zu lassen,
- hat sich meine Laune deutlich verbessert,
- wurden meine Ergebnisse besser,
- meine Beziehung zu den Anfragern ebenfalls
- UND ich erkannte: Ich habe IMMER die Wahl!
Einmischung von oben? 3 Tipps gegen die Fremdbestimmung
Wie Sie dem Gefühl fremdbestimmt zu sein (bzw. der ganz realen Fremdsteuerung) konkret entgegenwirken können, hängt maßgeblich von Ihrer individuellen Situation ab. Besonders oft resultiert es jedoch aus einer als ungerechtfertigt erlebten Einmischung „von oben“. Ein Szenario, das ich im Executive Coaching besonders häufig zu hören bekomme: Der Chef zieht mitten im Projekt, ohne vorherige Absprache, einen Mitarbeiter ab. Eine ranghöhere Führungskraft wendet sich immer wieder direkt an das eigene Team. Zu dieser Situationen möchte ich Ihnen daher abschließend 3 Handlungsempfehlungen mit auf den Weg geben.
1.) Einmalige Sache? Bleiben Sie ruhig!
Entscheidend ist zunächst: Ist Einmischung die Regel oder handelt es sich um einen einmaligen Fall, der voraussichtlich nie wieder vorkommt? Trifft letzteres zu, formulieren Sie ruhig Ihren Ärger. Sie können die Sache dann aber auch auf sich beruhen lassen. Oder Sie suchen das Gespräch mit Ihrem Vorgesetzten.
Wichtig: Treffen Sie erst die Entscheidung für oder gegen ein Gespräch und suchen Sie dann nach Argumenten! Falls Sie sich für ein Nein entschieden haben: Gehen Sie zum Tagesgeschäft über. Sich weiter aufzuregen, wäre verschwendete Energie.
Das Gespräch gut vorbereiten
Nehmen wir an, in Ihrem Urlaub wurde ein Mitarbeiter abgezogen. Wenn Sie ein Gespräch führen wollen, können Sie ungefähr so vorgehen:
- Bitten Sie Ihren Vorgesetzten um ein Gespräch.
- Legen Sie in ruhigem Ton dar, dass es nicht fair ist, in Ihrer Abwesenheit eine Entscheidung zu treffen, deren Konsequenzen Sie nun tragen sollen.
- Formulieren Sie Ihr Ziel, zum Beispiel den Mitarbeiter wieder zurückzubekommen.
Um Ihren Wunsch zu unterstützen, können Sie Ihre Argumente anführen. Aber seien Sie sich darüber bewusst, dass Sie zuerst die Entscheidung getroffen und dann die passenden Argumente gefunden haben. Die emotionale Brücke zu Ihrem Gegenüber finden Sie über das Gefühl, das durch Ihre Überzeugung entsteht (und nicht durch die Argumente). - Bieten Sie eine gangbare Lösung an, mit der Ihr Ziel erreicht werden kann. Denken Sie an das Prinzip des Gebens und Nehmens: Was können Sie Ihrem Gegenüber anbieten, damit Sie bekommen, was Sie wollen?
- Schlagen Sie eine Regelung vor, wie in Zukunft in einem vergleichbaren Fall vorgegangen werden soll.
2.) Ständige Einmischung? Sagen Sie rechtzeitig „Stopp“!
Im Executive Coaching erlebe ich aber auch häufig, dass die Einmischung des Vorgesetzten immer wieder vorkommt. Dies deutet auf ein strukturelles Problem innerhalb des Unternehmens hin, auf das Sie reagieren MÜSSEN!
Wenn es in Ihrem Unternehmen üblich ist, sich der Mitarbeiter anderer zu bedienen, werden Sie als gutwillige Führungskraft, die keine Grenzen zieht, Ihre besten Mitarbeiter verlieren. Kurzfristig kann Ihr Ziel nur darin liegen, Ihr Team vor dem Zugriff anderer zu schützen. Machen Sie Ihren Kollegen freundlich aber bestimmt klar, dass mit Ihnen „Beutezüge“ nicht machbar sind – und schieben Sie der Fremdsteuerung einen Riegel vor.
Die richtige Kommunikation gegenüber dem Team
Gegenüber Ihren Mitarbeitern können Sie folgendes formulieren:
- Jedes Teammitglied trägt bezogen auf sein Arbeitspaket Verantwortung für den Erfolg.
- Wird ein Mitarbeiter für andere Aufgaben angesprochen, soll er darüber nicht selbst entscheiden, sondern sofort Sie benachrichtigen.
- Nimmt ein Mitarbeiter eine Aufgabe an, ohne sich mit Ihnen abzusprechen, stellt diese Aufgabe letztlich sein „Freizeitvergnügen“ dar – das heißt: Er hat sie außerhalb der Arbeitszeit zu erledigen.
- Wenn Sie als Vorgesetzter nicht wissen, welche Aufgaben ein Mitarbeiter zusätzlich noch wahrnimmt, läuft dieser Gefahr, „überplant“ zu werden. Das heißt: Sie sind nicht mehr in der Lage, ihm den Rücken freizuhalten.
3. Schluss mit der Fremdbestimmung: Verteidigen Sie Ihr Revier!
Als Vorgesetzter ist es Ihre Aufgabe, die Rahmenbedingungen so zu setzen, dass Ihre Mitarbeiter ungestört arbeiten können. Dazu gehört aber auch, dass Sie das „Revier“ gegen Übernahmen von außen verteidigen. Machen Sie potenziellen Störern deutlich, dass Sie gewillt sind, diese Aufgabe tatsächlich wahrzunehmen. Die Erfahrung zeigt, dass sich diese Regeln bei konsequenter Einhaltung sehr schnell im Unternehmen herumsprechen und von anderen Abteilungen übernommen werden. Davon profitiert dann am Ende die gesamte Organisation.
Wie so oft bietet hier die Natur ein interessantes Leitbild: Vergleichbar mit einem Rudel Wölfe kann ein solches Unternehmen eine höchst dynamische Organisation sein, die zugleich sehr effektiv ist.
Vorbild Wolfsrudel
Im Wolfsrudel gibt es eine Handvoll Regeln, an die sich alle halten müssen. Zum Beispiel sollen sich alle der Jagd widmen und die Welpen gemeinsam aufziehen. Davon abgesehen hat jeder Wolf viele Freiheiten. Jedes Tier übernimmt die Aufgaben, für die es am besten geeignet ist, und respektiert die Tätigkeit des anderen. Körperlich starke Tiere können die Funktion des Ordnungshüters einnehmen, ohne gleich dem Leitwolf Konkurrenz zu machen. Jeder Wolf will sein Überleben sichern. Doch weiß auch jeder Einzelne, dass er im Rudel stärker ist, als wenn er auf sich allein gestellt wäre.
Übertragen auf die Organisation eines Unternehmens bedeutet das: Es gibt einige Regeln, an die sich alle halten, zugleich aber auch erhebliche Freiräume, in denen die einzelnen Akteure ihre Stärken ausspielen können.
Wenn es nun darum geht, die eigene Handlungsfähigkeit gegen „Einmischung von oben“ zu verteidigen, kann die Organisationsform des Wolfsrudels als Orientierung dienen. Der Leitgedanke lautet dann: Jede Führungskraft übernimmt ihre klar definierte Aufgabe und kann in ihrem Bereich eigenverantwortlich handeln.
Im abschließenden Video-Beitrag fasse ich für Sie nochmal die wichtigsten Punkte zusammen, die es beim Thema Handlungsfähigkeit im Management zu beachten gilt.
Fazit: Ihr Schlüssel zum Hamsterrad
Sich fremdgesteuert fühlen ist ein sehr unangenehmes Gefühl. Es tritt natürlich zu Krisenzeiten auf, schleicht sich allerdings auch zu „ganz normalen“ Zeiten immer wieder in den Führungsalltag ein. Und auch, wenn Ihr Gefühl Ihnen anderes vorgaukeln möchte:_Sie wissen jetzt, dass Sie IMMER die Wahl haben, wenn Sie als „Wahlmöglichkeit“ akzeptieren, in die grundsätzliche Handlungsfähigkeit zu kommen. Sie können lösungsorientiert vorwärts gehen. Sie können wieder die Zügel in die Hand nehmen. Raus aus der Fremdsteuerung – rein in die Selbststeuerung.
Sie haben ebenfalls einen Schritt-für Schritt-Plan:
- Finden Sie IHREN persönlichen Schlüssel, um raus aus dem Hamsterrad zu kommen.
- Nehmen Sie IHREN Schlüssel in die Hand und steigen Sie aus.
- Genießen Sie Selbststeuerung statt Fremdsteuerung.
Ich wünsche Ihnen viel Freude dabei, aus dem Hamsterrad der Fremdsteuerung auszusteigen. Nutzen Sie IHREN Schlüssel!
Sie hören lieber?
Hier geht es zur passenden Folge in meinem Podcast „Leben an der Spitze“:
„Ich hasse Fremdsteuerung“ | RAUS AUS DEM HAMSTERRAD #11
Herzliche Grüße
Gudrun Happich
PS: Sie fühlen sich fremdbestimmt und wollen die Fremdsteuerung endlich beenden? Kontaktieren Sie mich unter info@galileo-institut.de! Gemeinsam finden wir einen Weg raus aus dem Hamsterrad!
Bild: Ketut Subiyanto / Pexels