7 Tipps für eine effektive Führungskommunikation

Im C-Level gibt es keine wichtigere Fähigkeit als Kommunikationsstärke. Wenn etwas schiefläuft – sei es in Ihrem Team, Ihrer Karriere, Ihrer Beziehung zum Chef, Ihrem Unternehmen –, dann ist das ursächliche Problem sehr häufig ein Fehler in der Führungskommunikation. Hannes Ametsreiter, der frühere CEO von Vodafone Deutschland, fasste die Bedeutung von Kommunikation für Führungskräfte mal sehr treffend so zusammen: „Ein C-Level, der nicht kommuniziert, kann auch nicht führen!“ Weiter sagte er: „Je mehr ich als CEO die Klaviatur der Kommunikation mitsamt den Tools verstehe und beherrsche, desto mehr Töne kann ich erzeugen.“
Besser hätte ich es nicht ausdrücken können! In diesem Beitrag möchte ich Ihnen daher 7 bewährte Tipps für eine effektivere Führungskommunikation an die Hand geben. Wie immer mit glasklarem Praxisbezug und basierend auf meiner eigenen Zeit im Top-Management und aus den Erfahrungen aus 30 Jahren Führungskräfte-Coaching.
Inhaltsverzeichnis
- Gestalten Sie Ihre Führungskommunikation mit dem Team offen, klar und transparent
- Machen Sie sich klar, dass Kommunikation nicht nur verbal stattfindet
- Kommunizieren Sie auf Augenhöhe – insbesondere mit Ihrem Chef
- Neu im Unternehmen? Suchen Sie den persönlichen Austausch mit Verbündeten
- Beachten Sie die (unausgesprochenen) Kommunikationsregeln
- Kommunikation in Change-Prozessen: Sprechen Sie Multiplikatoren an
- Sprechen Sie die Sprache des Top-Managements
1.) Gestalten Sie Ihre Führungskommunikation mit dem Team offen, klar und transparent
Ihr Team braucht klare Ansagen, auf die es sich verlassen kann – und muss jederzeit wissen, welche Themen gerade Priorität haben. Sie sollten daher stets offen und transparent kommunizieren. Von Beginn an. Insbesondere, wenn Sie sich gerade ein schlagkräftiges Team aufbauen, sollten Sie keinen Platz für Interpretationsspielraum lassen – und eindeutige Spielregeln definieren.
Ich spreche dabei gerne von „Standards & Dealbreakern“ – Begriffe, die ich von dem Psychologen und Autor Christian Hemschemeier übernommen habe.
- Standards: Kriterien oder Regeln, die jeder im Team erfüllen muss, damit die Zusammenarbeit funktioniert. Die Regeln können gemeinsam im Team verhandelt werden. Zum Beispiel: „Jede E-Mail wird innerhalb von 24 Stunden beantwortet.“
- Dealbreaker: Standards, die nicht verhandelbar sind. Wer sie bricht, entzieht dem Team die Basis einer produktiven Zusammenarbeit – und muss im schlimmsten Fall gehen. Beispiel: „Interna werden nicht ausgeplaudert.“
2.) Machen sie sich klar, dass Kommunikation nicht nur verbal stattfindet
Wenn über Führungskommunikation gesprochen oder geschrieben wird, liegt der Fokus sehr häufig allein auf der verbalen Kommunikation. Tipps zur Kommunikation für Führungskräfte verlieren sich dann schnell im semantischen Klein-Klein und in Wortklauberei. Als hinge die Beziehungsqualität zwischen Chef und Mitarbeiter von der Konnotation einiger weniger Wörter ab. (Hängt sie nicht.)
Damit will ich nicht sagen, dass die verbale Kommunikation unwichtig ist. Ganz im Gegenteil. Ich will Sie aber dazu ermuntern, sich darüber klar zu werden, dass Kommunikation nicht nur mündlich und schriftlich erfolgt. In vielen Situationen sind es Gestik und Mimik, die Ihre Kommunikation tragen. Ein Punkt, der häufig unterschätzt wird. Dabei haben letztere einen ganz wesentlichen Einfluss auf die Atmosphäre im Team, die (emotionale) Verbindung zu Ihren Mitarbeitern und die Produktivität Ihrer Mannschaft. Also: Setzen sie kein düstertes Gesicht auf, wenn Sie jemanden kritisieren müssen. Loben Sie gute Leistungen mit einem Lächeln. Und versuchen Sie mit Ihrer Mimik und Gestik Ihre Mitarbeiter emotional positiv zu berühren. Sie werden sehen: Diese Positivität breitet sich wie ein Lauffeuer im ganzen Team aus – und steigert die Performance.
3.) Kommunizieren Sie auf Augenhöhe – insbesondere mit Ihrem Chef
Gerade, wenn Sie neu als Führungskraft auf einer C-Level-Position in einem Unternehmen anfangen, ist die Kommunikation mit Ihrem Chef entscheidend für Ihren beruflichen Erfolg. Mein Tipp: Kommunizieren Sie immer auf Augenhöhe.
Damit meine ich nicht, dass Sie sich als Gleichgestellter aufspielen sollen. Ganz und gar nicht. Es ist wichtig, dass Sie die Hierarchieunterschiede beachten und respektvoll kommunizieren. Gerade Vorgesetzte der alten Schule können sehr empfindlich reagieren, wenn sie die Unterschiede im Rang nicht gewahrt sehen.
Mit einer Kommunikation auf Augenhöhe meine ich vielmehr, dass Sie sich nicht demütig, unterwürfig oder übertrieben anbiedernd geben. Dass Sie also einen Dialog führen können, in dem Sie Ihre Vorstellungen, Bedürfnisse und Wünsche auch äußern. Ob das direkt oder indirekt („durch die Blume“) erfolgt, hängt wiederum stark davon ab, welcher Typ Ihr Vorgesetzter ist. Denn nur so bekommen Sie letztlich, was Sie brauchen und was Ihnen zusteht.
4.) Neu im Unternehmen? Suchen Sie den persönlichen Austausch mit Verbündeten
Wenn Sie neu in einem Unternehmen anfangen, sind Verbündete für Ihr Überleben und Vorankommen enorm wichtig. Beim Netzwerken gilt: Kommunizieren Sie so persönlich wie möglich. Wo immer es sich anbietet, sollten Sie den persönlichen Austausch suchen. Ein Businesslunch oder – wenn weniger Zeit bleibt – ein schneller Espresso sind für ihre Beziehung wesentlich förderlicher als ein Telefonat.
5.) Beachten Sie die (unausgesprochenen) Kommunikationsregeln
Eine gute Kommunikation als Führungskraft heißt auch, die richtige Sprache zu sprechen. Und die unterscheidet sich von Unternehmen zu Unternehmen. Manchmal wird nur ein anderer Dialekt gesprochen, den Sie auf Basis Ihrer eigenen Erfahrungen intuitiv verstehen. Manchmal müssen Sie sich aber auch regelrechte Fremdsprachenkenntnisse aneignen.
Dabei muss ich an meine Klientin Veronika F. denken, die als Externe neu in der Konzernspitze angefangen hatte. Als sie an ihrem ersten Tag in die Kantine ging, suchte sie sich einfach einen Tisch und setzte sich. Was ihr nicht klar war: Im Unternehmen war es beim Betreten der Kantine üblich, zunächst zu grüßen und sich unters Volk zu mischen. Und prompt hatte sie, ohne es zu wissen, den Ruf einer „arroganten“ Tante weg, der ihr in den nächsten Wochen das Leben schwermachen sollte. Und alles nur, weil sie die (unausgesprochenen) Regeln der Kommunikation im Unternehmen nicht beachtet hatte.
Stellen Sie daher idealerweise schon im Pre-Boarding sicher, dass Sie jemand mit der „Sprache“ des Unternehmens vertraut macht. Dafür bietet sich zum Beispiel Ihr ehemaliger Vorgänger an, sofern er nicht „gehen musste“.
6.) Kommunikation in Change-Prozessen: Sprechen Sie Multiplikatoren an
Wenn Change-Projekte scheitern, spielt die Kommunikation meist eine entscheidende Rolle. In schwierigen Change-Prozessen ist eine klare Kommunikation daher noch wichtiger als ohnehin schon. Hier sollten Sie deutlich kommunizieren,
- an welchem Punkt der Transformation Sie gerade stehen,
- wohin die Reise geht,
- was es dafür braucht,
- wo Verantwortlichkeiten liegen und
- was von wem verlangt wird.
Viele Menschen wehren sich (zunächst) gegen Veränderungen. Das ist ganz normal, denn im Kern sind wir alle Gewohnheitstiere.
Damit Sie nicht das Gefühl haben, gegen Windmühlen anzukämpfen, empfiehlt es sich daher, zunächst nur eine ausgewählte Personengruppe im Unternehmen zu überzeugen. Am besten Mitarbeiter, Peers und Vorgesetzte, die Ihre Werte teilen und Ihre Vision weitertragen können. Einmal überzeugt, wirken diese nämlich als Multiplikatoren – und sorgen dafür, dass Ihr Transformationszug deutlich schneller an Fahrt aufnimmt.
Eine solche Strategie verfolgte auch mein Klient Thomas Neumann, mit dem ich kürzlich ein Könner-Interview geführt habe. Als „Lokführer“ seines Transformationszugs leistete er ständig Erklärungsarbeit und holte zunächst seine „Influencer“ an Bord. Die Folge: An jedem Bahnhof stiegen mehr Mitarbeiter zu – und was als gemächliche „Lokomotive“ begann, entwickelte sich zum waschechten „Transformations-ICE“. Thomas Fazit: „Das Herzstück der Transformation ist die Kommunikation.“
7.) Sprechen Sie die Sprache des Top-Managements
Wenn Sie mit Ihren Directs und Teammitgliedern sprechen, ist eine klare, offene und transparente Kommunikation gefragt. Bei Kollegen oder Vorgesetzten im C-Level und Vorstand sieht die Sache allerdings anders aus. Denn im Top-Management wird anders kommuniziert. Indirekt, doppelbödig und – auch das ist leider Realität – manchmal manipulativ. Sie müssen diese Sprache verstehen und sprechen lernen, um an der Spitze bestehen zu können.
Ich weiß, dass gerade die echten Könner und Leistungsträger, die von sich aus empathisch, ehrlich und auf Augenhöhe kommunizieren, mit dieser Art der Kommunikation anfangs große Probleme haben. 30 Jahre Führungskräfte-Coaching haben mich aber auch gelehrt: Jeder Könner kann die Sprache des Top-Managements erlernen – und sie sprechen, ohne sich zu verbiegen.
Herzliche Grüße

Gudrun Happich
PS: In Ihrem Team, mit Kollegen oder mit Ihrem Chef brechen immer wieder Konflikte auf – und Sie haben den Verdacht, dass es an Ihrer Führungskommunikation liegt? Dann kontaktieren Sie mich unter info@galileo-institut.de. Gemeinsam arbeiten wir an Ihrer Kommunikationsstärke!
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