Wie Sie toxische Führungskräfte erkennen

Moderne Führung
toxische Führungskräfte

Etwas liegt im Argen. Langjährige Mitarbeiter – darunter auch wertvolle High Performer – wechseln das Unternehmen. Vielversprechende Kunden, die restlos von Ihrem Unternehmen überzeugt waren, springen ab. Im Team herrscht eine Stimmung von Unsicherheit und Misstrauen. Die Ursache für die Missstände: toxische Führungskräfte. Diese vergiften nicht nur die Atmosphäre in ihren Teams, sie zerstören Unternehmen von innen heraus. Umso wichtiger ist es für Entscheider, toxische Führungskräfte zu erkennen.

Das allerdings ist nicht gerade einfach – denn viele der entsprechenden (Top-)Manager sind Meister der Blendung und Tarnung. Hier zeige ich Ihnen, wie Sie zwei toxische Typen, die für Unternehmen besonders häufig zum Problem werden, trotzdem erkennen können. Auf Basis meiner eigenen Erfahrungen im Top-Management und der jahrzehntelangen Arbeit mit C-Level, Geschäftsführer, Vorständen und Vorstandsvorsitzenden im Führungskräfte-Coaching.

Inhaltsverzeichnis

  1. Was sind toxische Führungskräfte?
  2. 5 Merkmale, an denen Sie toxische Führungskräfte erkennen
  3. „Pfau“ und „Chamäleon“ – die zwei potenziell toxischsten Typen im Top-Management
    3.1. So erkennen Sie einen Pfau
    3.2. So erkennen Sie ein Chamäleon
  4. Toxische Führungskraft im Team? So gehen Sie jetzt vor

Was sind toxische Führungskräfte?

Zugegeben, das Wort „toxisch“ wird in jüngster Zeit sehr häufig überstrapaziert. Selbst normale Beziehungsprobleme, verzeihbare Charakterschwächen oder (berechtigte) Kritik im Arbeitsumfeld werden als „toxisch“ gelabelt und gebrandmarkt. Davon kann ich mich gar nicht weit genug distanzieren. Wenn ich von „toxischen Führungskräften“ spreche, dann meine ich Menschen, die im Job extrem destruktive Verhaltensweisen aufweisen. Die Ihrem Team das Leben zur Hölle machen. Die – auf wichtigen Positionen im Top-Management – die Zukunft eines Unternehmens gefährden können. Und die in letzter Konsequenz manchmal auch sich selbst schaden, aber trotzdem nicht aus ihrer Haut können. 

5 Merkmale, an denen Sie toxische Führungskräfte erkennen

Viele meiner Klienten – allesamt echte Könner und Leistungsträger – können sich gar nicht vorstellen, dass es toxische Persönlichkeiten tatsächlich bis ins mittlere Management und sehr häufig sogar ins Top-Management schaffen. Oder, dass sie ihre Macht wissentlich zu ihrem eigenen Vorteil missbrauchen und sich nicht um die Zukunft ihrer Mitarbeiter oder ihres Unternehmens scheren. Denn für sie sind Menschen im Kern gut – und genießen einen gewaltigen Vertrauensvorschuss. Doch manchmal sieht die Realität einfach anders aus. Es ist wichtig, das anzuerkennen. Denn nur so können Sie toxische Führungskräfte identifizieren, bevor sie Ihrem Unternehmen ernsthaften, im schlimmsten Fall sogar irreparablen, Schaden zugefügt haben.

Ganz allgemein gesprochen gibt es fünf charakteristische Merkmale, an denen Sie toxische Führungskräfte erkennen können.

  1. Die Führungskraft weist narzisstische Züge auf.
    Narzisstische Führungskräfte sind in der Chefetage keine Seltenheit. Sie streben unentwegt nach mehr Macht und Einfluss – und stellen Ihr eigenes Vorankommen über alles. Den Erfolg anderer geben Sie gerne als den eigenen aus. Wenn es sie selbst weiterbringt, schaden sie sogar bewusst dem eigenen Unternehmen. Zugleich sind sie extrem anfällig für Kritik und sehr leicht zu kränken.
  2. Toxische Führungskräfte sind chronische Verantwortungsschieber.
    Sie sonnen sich gerne im Ruhm (der allzu oft eigentlich anderen gebühren würde). Wenn es aber darum geht, Verantwortung zu übernehmen oder für Fehler einzustehen, suchen sie schnell das Weite. Ein Klient formulierte das so: „Wenn es Erfolg gibt, nimmt er sich Erfolg. Aber, wenn es nach Misserfolg duftet, fängt er an zu rennen.
  3. Es mangelt an Empathie.
    Manchmal ist das einigermaßen offensichtlich – etwa, wenn entsprechende Manager kaum Verständnis für ihre Mitarbeiter aufbringen und nicht in der Lage sind, ein vernünftiges Konfliktgespräch zu führen. Je nach Typ können toxische Persönlichkeiten allerdings auch extrem charmant sein. Manchmal erwecken sie den Eindruck, sich brennend für Sie zu interessieren. Das alles ist aber kein Ausdruck echter Empathie, sondern dient vor allem dem eigenen Vorteil.
  4. Manipulationsversuche und Machtmissbrauch sind an der Tagesordnung.
    Viele toxische Führungskräfte sind wahre Meister darin, Gruppen zu spalten oder Menschen zu isolieren. Ihr (missbräuchlicher) Umgang mit Macht geht dabei weit über die typischen Machtspiele im Top-Management hinaus.
  5. Toxische Führungskräfte verbreiten Angst statt Vertrauen.
    Über kurz oder lang ruinieren toxische Führungskräfte die Stimmung im Team. Da sie (gerade Untergebenen gegenüber) nicht selten autoritär auftreten oder Mitarbeiter, Kollegen und Vorgesetzte gegeneinander ausspielen, herrscht eine Kultur des Misstrauens und der Angst.

„Pfau“ und „Chamäleon“ – die zwei potenziell toxischsten Typen im Top-Management

Während meiner Zeit als Top-Managerin und im Lauf meiner über 30-jährigen Karriere als Führungskräfte-Coach habe ich verschiedene Typen ausgemacht, denen man im Top-Management immer wieder begegnet. Neben echten Könnern und Leistungsträgern, die ihr Unternehmen wirklich voranbringen (wollen), gibt es auch eine ganze Reihe problematischer Persönlichkeiten. Zwei von ihnen weisen sehr häufig sogar toxische Eigenschaften aus. Wegen ihrer charakteristischen Persönlichkeitsmerkmale nenne ich sie „Pfauen“ und „Chamäleons“.

So erkennen Sie einen Pfau

Haben Sie schonmal einen männlichen Pfau beobachtet, der mit seinem prächtigen Federkleid zur Balz ein Rad schlägt? Ein wahres Spektakel! Pfauen im Top-Management haben eine ähnliche Wirkung auf Menschen. Sie sind Meister der Selbstinszenierung – und werden bei einem ersten Treffen meist größer, schöner, stärker und intelligenter wahrgenommen, als sie tatsächlich sind. Sie umweht eine Aura, die ihnen auf magische Art und Weise Türen öffnet. Genau deshalb schaffen sie es auch so häufig ins C-Level und darüber hinaus. Ihre toxische Seite zeigt sich erst später. Problematisch wird es für Firmen dann, wenn der Pfau aus dem Vorankommen des Unternehmens persönlich keinen Status- und Machtgewinn mehr ziehen kann. Dann kann dessen Rücksichtslosigkeit für Unternehmen teuer werden. Ruf- und umsatzschädigende Skandale, die mitunter lange Gerichtsverfahren nach sich ziehen, gehen nicht selten auf das Konto eines Pfaus. Daher mein Rat an Sie: Lassen Sie sich insbesondere als Entscheider nicht um den Finger wickeln und achten Sie auf die folgenden Warnzeichen.

Anzeichen im persönlichen Umgang

Wenn Sie regelmäßig mit einem Pfau zu tun haben, werden Sie irgendwann in der Lage sein, diesen zu durchschauen. Achten Sie dabei insbesondere auf folgende Anzeichen:

Entwicklungen im Unternehmen

Nicht nur im persönlichen Umgang, auch an den Entwicklungen im Unternehmen können Sie ablesen, ob ein Pfau am Werk ist:

So erkennen Sie ein Chamäleon

Mit seiner Fähigkeit zum Farbwechsel ist das Chamäleon faszinierend, tritt aber deutlich dezenter auf als der Pfau. Statussymbole und ein großspuriger Auftritt sind diesem Persönlichkeitstyp fremd. Stattdessen wirken Chamäleons ruhig und besonnen – und üben gerade deshalb eine enorme Anziehungskraft aus. Die Top-Manager sind exzellente Kommunikatoren und geben Ihnen stets das Gefühl, dass Sie in Ihrem Sinne handeln – auch, wenn sie in Wahrheit eiskalt die eigenen Interessen verfolgen. Genauso wie der Pfau hat auch das Chamäleon klar narzisstische Merkmale. Obwohl Chamäleons, wo sie nur können, Nähe suggerieren, scheuen Sie echte Nähe wie der Teufel das Weihwasser. So sehr Sie sich am Terrarium auch die Nase plattdrücken: So richtig werden Sie die wandlungsfähigen, konflikt- und entscheidungsscheuen Chamäleons nie zu fassen kriegen. Das große Problem: Die aalglatten Persönlichkeitstypen sind ungleich schwerer zu erkennen als die Rad schlagenden Pfauen. Für ein Unternehmen sind sie aber nicht minder gefährlich. Denn sie sind potenziell toxisch. Und wenn man sie lässt, vergiften sie ein ganzes System.

Warum? Weil Sie stets den Anschein erwecken, dass sie alles unter Kontrolle haben und ihr Unternehmen in eine goldene Zukunft führen. Bis das Kartenhaus dann in sich zusammenfällt. Das Chamäleon freilich ist zu diesem Zeitpunkt schon längst weitergezogen. An die Spitze eines anderen Unternehmens.

Anzeichen im persönlichen Umgang

Arbeiten Sie mit einem Chamäleon zusammen, werden Ihnen folgende Punkte ins Auge fallen:

Entwicklungen im Unternehmen

Auch wenn dieser „Mr. Teflon“ sehr schwierig zu fassen ist. Dass Sie es mit einem – möglichweise toxischen – Chamäleon zu tun haben, können Sie auch an folgenden Entwicklungen im Unternehmen ablesen:

Toxische Führungskraft im Team? So gehen Sie jetzt vor

Sie sind im Vorstand oder Vorstandsvorsitzender und haben eine toxische Führungskraft in einer entscheidenden Position identifiziert, die schleichend ihr Gift verspritzt? Dann gilt dasselbe Prinzip wie für den Umgang mit schwierigen Mitarbeitern: Sie müssen den faulen Apfel aussortieren. Anderenfalls greift die Fäulnis um sich – und bedroht die Existenz des gesamten Unternehmens.

Herzliche Grüße

Gudrun Happich

Gudrun Happich

PS: Sie haben, den Verdacht, eine toxische Führungskraft im Team zu haben? Oder Sie haben einen toxischen Typen als Vorgesetzten – und müssen einen Weg finden, mit diesem klarzukommen? Dann kontaktieren Sie mich unter info@galileo-institut.de! Gemeinsam finden wir eine Lösung.

Bild: JackF / stock.adobe.com

Schlagwörter: EmpathiemangelManipulationNarzisstentoxische Führungskräfte

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