Ja, bin ich denn der Depp vom Dienst?

Moderne FührungTransformation
Depp vom Dienst

In letzter Zeit höre ich in meinen Führungskräftecoachings mit Leistungsträgern immer häufiger den Satz: „Bin ich eigentlich der Depp vom Dienst?“ Während die Kollegen schon längst den Feierabend eingeläutet und es sich auf dem heimischen Sofa bequem gemacht haben, brütet mein Durchschnittsklient immer noch über Aufgaben und Projekten, sein Kopf raucht und er versucht Unmögliches möglich zu machen.

In der Folge wird seine überdurchschnittlich gute Arbeit nicht etwa mit einem Lob und schließlich einer Beförderung, sondern mit noch mehr Projekten und Aufgaben „belohnt“. Währenddessen klettern auch noch die „Sofa-und Party-Führungskräfte“ die Karriereleiter scheinbar mühelos nach oben. Sie fallen zwar nicht durch übergroßen Arbeitseifer und Ideenreichtum, wohl aber durch Selbstmarketing- und Vernetzungsstrategien auf.

Kommt Ihnen das bekannt vor?

Dann gehören Sie wahrscheinlich auch zu den „richtig Guten“, den Leistungsträgern, oder auch High Performern. Glückwunsch! Denn: Sie sind leistungsorientiert, engagiert, verantwortungsbewusst, beißen auch mal die Zähne zusammen, wenn es unangenehm wird, denken und handeln im Sinne des Unternehmens, blicken über den Tellerrand und sind auch noch zuverlässig, sprich: halten sich an Regeln und Vereinbarungen. Sie sprühen vor Leidenschaft und Engagement, können Ihre Mitarbeiter und/oder Kunden zum Mitmachen begeistern.

2 – 5 % im Unternehmen sind so wie Sie!

In den Unternehmen sitzen meistens nicht gerade viele Leistungsträger, wie mir viele Personalverantwortliche bestätigten. Erfahrungsgemäß handelt es sich im Schnitt um etwa 2 – 5 % des gesamten Personals, manchmal sogar noch weniger. In einem Unternehmen mit 400 Mitarbeitern sind es also nur acht bis 20 Leute, bei 40 000 Mitarbeitern sind es über das ganze Unternehmen verteilt etwa 800 bis 2000 Leistungsträger, ein Personalverantwortlicher konstatierte in den oberen Ebenen seines Unternehmens bei 220 Führungskräften fünf Top-Performer und drei Potentialträger, also zusammen 3,6 %.

Sie zählen zu den Säulen des Unternehmens

Und diese paar Prozent sind meist die Säulen des Unternehmens, halten „den Laden am Laufen“ und bekommen dafür noch nicht mal den gerechten Lohn. Stattdessen: Immer noch mehr Arbeit, der Ruf als zuverlässige(r) Mr (s) Feuerwehr und steigender Frust. Schließlich münden diese Mechanismen im ausbrennenden Hamsterrad, weil man ja immer noch mehr leisten muss. In dem schlechten Gefühl, dass sich Höchstleistung nicht lohnt. In der Wut auf die Kollegen, die es viel leichter schaffen, deren Spiel man aber keinesfalls mitspielen will. Viele Leistungsträger gehen in die innere Emigration und sehen mit einem Gefühl der Ohnmacht zu, wie die Anderen sie überholen. „Ja, bin ich denn der Depp vom Dienst?“, ist dann häufig der eigene Monolog.

Ungerechte Managementwelt! Ja!

Liebe Leistungsträger, ich kann Ihren Frust verstehen – ich habe ihn selbst häufig und lange erlebt! Ich war erfolgreich, ich war am Übergang, ich war abgesoffen, ich war unzufrieden, ich war am Limit, und ich habe mehrmals gewechselt, bevor ich als Top-Führungskraft „angekommen bin“ und alle positiven Dinge vereinen konnte.

Allerdings wäre ich ein schlechter Führungskräfte-Coach, wenn ich mit Ihnen lamentieren würde. Die gute Nachricht lautet nämlich: Ich bin überzeugt, dass wir uns in einer Phase der Erneuerung befinden und sich leistungs- und ergebnisorientiertes Arbeiten sehr bald wieder lohnen wird.

In der neuen Führungswelt können Sie das Ruder übernehmen

In der modernen Führungswelt werden Engagement, Leidenschaft, Herzblut zu den zentralen Werten. Offenheit, niedrige Hierarchien, Transparenz, Ehrlichkeit, Inhalte und Leistung prägen das Social Leadership der Zukunft, mit dem moderne Führungskräfte eine Mannschaft ans Ziel führen. Und genau darin sind Sie als Leistungsträger ein Meister. Deshalb gehört Ihnen die Zukunft.

Das Richtige richtig tun!

Wenn Sie es aber richtig anstellen, können Sie auch jetzt bereits – in Unternehmen mit traditionellen Managementstrukturen – mehr Erfolg haben. Ihr Engagement und Ihre Mühe lohnen sich dann. Dazu sollten Sie zunächst die grundlegenden Persönlichkeitstypen in den Führungsetagen, deren Stärken und Achillesfersen kennen und durchschauen. Ich stelle Ihnen diese drei Typen in diesem Beitrag ausführlich vor.

Persönlichkeitstypen erkennen und lernen mit Ihnen wirksam umzugehen

Ich habe in vielen, vielen Führungskräftecoachings erlebt, wie Leistungsträger und High Performer dies zunächst anfangs völlig ablehnten, schließlich aber mit großem Spaß und noch mehr Erfolg neue Spielregeln lernten und anwandten.

Um das zu erreichen, entwickelten wir im Executive-Coaching individuelle Strategien. So konnten meine Klienten ihre „Kontrahenten“ mit den eigenen Waffen schlagen, ohne sich selbst und ihre Werte dabei aufzugeben. Wie Leistungsträger Ihren eigenen Weg fanden und sich nicht beirren ließen – davon erzähle ich Ihnen in den weiteren Beiträgen an einigen Fallbeispielen aus der Praxis. (Link, wenn sie da sind)

Soforthilfe für den Moment – 4 Wege für den Weg aus dem Hamsterrad!

Doch Sie wollen sicherlich jetzt auch wissen, was Sie konkret für den aktuellen Moment machen können, richtig? Jetzt, wo Ihnen die unterschiedlichen Persönlichkeitstypen noch nicht so vertraut sind.

Hier finden Sie die besten Tipps und Ideen.

1. Prioritäten setzen – „Pack die Verantwortung dahin wo sie hingehört!“

Sie sind enorm leistungsfähig und bekommen es auch noch hin „mal nebenbei“ ein paar Aufgaben zu erledigen, für die die anderen deutlich mehr Zeit brauchen? So gut das auf der einen Seite ist. Letztlich überfordern Sie sich damit selbst – und ernten dafür kein Lob und Dank – im Gegenteil – die anderen gewöhnen sich dran.

Daher planen Sie Ihren Tag bitte mit Aufgaben, die auch an dem Tag /der Woche zu schaffen sind. Nicht mehr. Natürlich gehört dazu auch ein Puffer für Dinge, die unrund laufen. Achtung: bei Ihnen sollte die Kenngröße 100% betragen und nicht wie bei Ihnen üblich 180%.

Kommt dann eine weitere „Feuerlöschanfrage“ – stellen Sie sich immer zuerst die Frage: „Zählt das zu meinem Verantwortungsbereich?“
Ja, dann erledigen Sie die Aufgabe. Notfalls verschieben Sie ein paar nicht so wichtige Aufgaben auf später. Falls die Antwort lautet Nein!, dann überlegen Sie „Wer ist dafür verantwortlich?“ und suchen Sie das Gespräch mit dem dafür Zuständigen.

Wie Sie ein Gegenüber, das permanent seiner Verantwortung nicht nachkommt, dazu bringen die Verantwortung zu übernehmen und eine Entscheidung zu treffen, lesen Sie in diesem Blog-Artikel.

2. Seien Sie überzeugt!

Die hohen Ansprüche an Sie selbst treiben Sie häufig zu permanenten Höchstleistungen, auch in Bereichen, wo es gar nicht notwendig ist. Kommen dann noch Ansprüche oder Kritik von außen, oder auch der nette Manipulationsversuch „Du kannst das doch so gut, für Dich ist das ein Klacks“ denken Sie meistens schneller an die Not der anderen, als an Ihre eigene.

Doch überlegen Sie bitte bei jeder Anfrage von außen: Will ich das? Kann ich das? (Neben all den Aufgaben, die ich ohnehin zu erledigen habe.) Finden Sie heraus, wovon SIE JETZT im Moment überzeugt sind. Finden Sie IHRE Meinung und Überzeugung, bevor Sie Ihrem Gegenüber auf seine Bitte antworten.

Sind Sie im Innern klar, was SIE JETZT wollen, gewinnen Sie an Souveränität und Überzeugungskraft. Probieren Sie es aus. Sie werden feststellen, dass Sie immer häufiger in der Lage sind einen Zusatzauftrag abzuwehren, statt ihn schnell auch noch zu erledigen.

3. Sorgen Sie für Klarheit!

Vielen Hochleistungsträgern fällt es schwer NEIN zu sagen oder GRENZEN zu setzen. In vielen Ratgebern erhalten Sie genau dazu Tipps und Tricks. Doch bei Ihnen als Leistungsträger mit hoher Sozialkompetenz funktioniert das nicht. Sie wünschen sich i. d. R. Harmonie und Zusammenarbeit mit anderen auf Augenhöhe. Allein die Vorstellung NEIN-SAGEN oder GRENZEN setzen löst die Vorstellung von Distanz und Disharmonie aus und daher funktionieren die Tipps nicht.

In meinen Führungskräfte Coachings habe ich mit meinen Klienten einen wirksameren Weg gefunden: Sorgen Sie für Klarheit! Das bedeutet, werden Sie sich zuerst darüber im Klaren, was Sie können, was Sie wollen, was IHRE Bedürfnisse sind.

Entwickeln Sie einen Standpunkt. Dann suchen Sie das Gespräch mit demjenigen, der etwas von Ihnen will. Z.B. „ich würde ja gerne noch die Zusatzaufgaben übernehmen, mir ist wichtig, dass wir ein gutes Ergebnis erreichen, aber ich habe hier noch 3 anderen Prio 1 Projekte, das bekomme ich jetzt nicht hin.“ … So haben Sie eine Gesprächsgrundlage geschaffen. Sie haben für Klarheit gesorgt.

Jetzt ist der andere dran und Sie können gemeinsam verhandeln, was will der andere. Was ist machbar und was nicht. Ein Gespräch auf Augenhöhe. Das Wunderbare daran: bei dieser Vorgehensweise werden Sie feststellen, dass Sie auch noch Wertschätzung und Respekt ernten.

4. Nehmen Sie es nicht persönlich

Die hohe Sozialkompetenz ist Ihre ganz große Stärke. Sie können sich aufgrund Ihrer Empathie in die Situation des Gegenübers hineinversetzen, fühlen sich verantwortlich für eine gute Lösung und schon geht das Gedanken-Karussell los – wie Sie dem anderen helfen können. Natürlich in der Hoffnung auf Lob und Anerkennung für Ihre Leistung und Ihr Engagement.

Doch bei bestimmten Persönlichkeitstypen, wie z.B. den „Sofa-und Party-Führungskräften“ hilft Ihnen diese Einstellung gar nicht. Diese sind nämlich i. d. R. nur an ihren eigenen Vorteilen interessiert. Sie nutzen Ihr Engagement für das eigene Fortkommen. Das ist leider so, Sie werden auf der Strecke bleiben. Also: nehmen Sie deren „ungerechtes“ Verhalten nicht persönlich, sondern lernen Sie mit solchen Persönlichkeitstypen besser umzugehen.

Fazit: Nie wieder Depp vom Dienst!

Als Leistungsträger sind Sie ein ganz besonderer Typ Mensch: Engagiert, verantwortungsbewusst, schnell und sozialkompetent. Sie engagieren sich für das Gesamtwohl des Unternehmens. Damit machen Sie ca. 2 – 5 % des Unternehmens aus und zählen zu den Säulen des Unternehmens. So sehr die anderen Ihre Vorteile genießen, Sie selbst bleiben häufig auf der Strecke und fühlen sich wie der „Depp vom Dienst“.

Damit Sie selbst auch Vorteile von Ihren Stärken haben, finden Sie in diesem Artikel 4 konkrete Strategien, wie Sie aus dem Hamsterrad aussteigen können. Sie werden feststellen, dass Ihnen deutlich mehr Zeit und Zufriedenheit für Ihre eigenen Aufgaben bleibt und Sie zudem Anerkennung und Wertschätzung erhalten. Und sicherlich führt dieser Weg leichter zur nächsten Beförderung.

Herzliche Grüße

Gudrun Happich

Gudrun Happich

P.S. Sie wollen schneller einen Weg aus dem Hamsterrad finden? Nutzen Sie ein gezieltes Führungskräfte-Coaching oder schreiben Sie mir eine Mail. Wir finden eine Lösung, damit Sie Ihre Ergebnisse leichter und besser erreichen.

Sie hören lieber?

Hier geht es zur passenden Podcast-Folge: „Ja, bin ich denn der Depp vom Dienst?“ | RAUS AUS DEM HAMSTERRAD #3

Foto: Depositphotos 39423125 ©ridofranz

Schlagwörter: Depp vom DienstHigh PerformerLeistungsträgerSozialkompetenzUngerechtigkeit

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