Als Geschäftsführer Urlaub machen: So klappt es mit der Erholung

Leistungserhalt
Als Geschäftsführer / Top-Manager / Unternehmer Urlaub machen

Haben Sie in diesem Jahr schon nennenswert Urlaub gemacht – oder diesen zumindest fest eingeplant? Nein? Dann sind Sie in bester Gesellschaft. Viele Klienten in meinen Führungskräfte Coachings tun sich schwer, mit dem Pausenmachen. Sie sind überaus gewissenhaft, leisten überdurchschnittlich viel und haben oft das Gefühl, dass sie sich in ihrer Position keinen längeren Urlaub erlauben können. Doch, sie können nicht nur, sie müssen sogar! In diesem Artikel lesen Sie,

Wenn Unternehmer Urlaub machen – ein Fallbeispiel

Sie sind C-Level, Unternehmer, Geschäftsführer oder Vorstand? Dann gehören Sie vielleicht auch zu der Fraktion, für die Urlaub und Entspannung Relikte aus längst vergangener Zeit sind. Wie soll das auch gehen, einfach mal ein paar Wochen die Seele baumeln lassen? Schließlich tragen Sie doch letztlich die alleinige Verantwortung auf Ihren Schultern. Meist ist es dann das private Umfeld, das Druck ausübt, sich gemeinsam eine Auszeit zu gönnen und in den Urlaub zu fahren. Letztlich geben Sie dem Druck nach und willigen in den Urlaub ein – jedoch ist Ihr Smartphone währenddessen Ihr stetiger Begleiter. Von gedanklicher Freiheit keine Spur. Kommt Ihnen das bekannt vor? Einer meiner Klienten im Executive Coaching war ebenfalls der Meinung, dass es kaum möglich ist, als Geschäftsführer Urlaub zu machen kaum – bis zu einem einschneidenden Erlebnis.

Urlaubsreif, aber nicht urlaubswillig: Unternehmer an der Belastungsgrenze

Der erfolgreiche mittelständische Maschinenbaubetrieb meines Klienten agiert weltweit. K. ist Mitte 50, ein Unternehmer mit Leib und Seele. Seit einiger Zeit fühlt er sich aber immer häufiger überlastet und stößt an seine Leistungsgrenze. Bis vor drei Jahren hat er das ganze Jahr durchgearbeitet und war auch der Meinung, dass ihm das nicht wirklich was ausmacht. Mittlerweile hat er aber erkannt, dass er dieses Tempo nicht durchhält. Er gönnt sich zweimal pro Jahr 5 Tage Urlaub, die er akribisch plant. Ein Fortschritt, wie ich finde. Entspannung findet er in dieser kurzen Auszeit jedoch nicht. Oft ruft er in seinem Unternehmen an: „Nur ganz kurz, aber ich möchte wissen, was Sache ist. Dann werde ich ruhiger“, rechtfertigt sich K. gegenüber seiner Frau. Seine Frau findet das verständlicherweise weniger schön, stößt aber auf taube Ohren. Bis zu einem folgenschweren Ereignis während einer mehrtägigen Motorradtour zusammen mit Freunden in den USA.

Folgenschwerer Fokus-Mangel

Die Motorradtour ist ein Traum, leider ist K. mit seinen Gedanken nicht wirklich dabei. In den Pausen klinkt er sich aus der Gruppe aus, telefoniert mit der Firma. Die Mitreisenden sind inzwischen davon genervt. Ein paar Mal sprechen sie ihn darauf an und formulieren, dass sie sein Verhalten nicht gut finden. Herr K. allerdings findet immer neue Begründungen und Ausreden. Schließlich geben die Gruppenmitglieder auf und lassen ihn in Ruhe. Und dann passiert es. K., ein erfahrener Fahrer, fährt in einer scharfen Rechtskurve einfach geradeaus weiter. Sein Motorrad überschlägt sich, K. wirbelt durch die Luft und landet hart auf dem Boden. Ein Schockmoment für alle. Sogar die Natur scheint den Atem anzuhalten. Wie durch ein Wunder bleibt mein Klient unverletzt. Dieser Unfall öffnet ihm die Augen. Im Coaching formuliert er später: „Ich habe mein Leben und auch meine Firma aufs Spiel gesetzt, meine Freunde geschockt und vor den Kopf gestoßen, weil ich mit meinen Gedanken nicht voll bei der Sache war.“ Seither trennt er Urlaub und Job. Das Smartphone hat er zwar trotzdem dabei, aber er schaut nur einmal am Tag nach dem Rechten, ansonsten liegt es im Hotelzimmer-Safe. Ihm ist klar geworden, dass seine Firma auch ohne ihn laufen muss – und vor allem auch kann. Als Unternehmer Urlaub machen? Diese Frage beantwortet er heute mit einem klaren „Ja“.

Vorbild Natur: Warum jeder (Top-)Manager Urlaub braucht

Der Unternehmer K. ist geradezu ein Prototyp für einen typischen Leistungsträger. Als „Macher“ geht er permanent an seine Belastungsgrenzen – und gerne mal darüber hinaus. Mit unschönen Folgen für die eigene Gesundheit. An dieser Stelle erzähle ich meinen Klienten im Coaching gerne vom Gepard. Das schnellste Landtier der Welt beschleunigt von 0 auf 100 km/h in knapp 4 Sekunden – das ist eine Startgeschwindigkeit wie ein Sportwagen! Diesen unglaublichen Speed kann der Gepard zwar nicht lange durchhalten, er ist aber dennoch das einzeln jagende Raubtier mit der höchsten Erfolgsquote. Dies gelingt, weil er sich an seine „Opfer“ auf etwa 100 Meter heranpirscht und sie dann im kurzen Sprint erlegt. Nachdem er seine Beute genüsslich verzehrt hat, macht er erstmal eine Pause – um dann wieder erfrischt loszulegen. Der Gepard weiß also: Dauerhafte Spitzenleistung ist nicht ohne Erholung zu haben. Für den Löwen gilt übrigens das gleiche. Dieser ist zwar kein annähernd so guter Sprinter wie der Gepard, besitzt aber ein anderes Erfolgsrezept: seine Ausdauer. Letztere zeigt er nicht nur bei der Jagd, sondern auch in den dringend notwendigen Erholungsphasen. So schlafen Löwen bis zu 20 Stunden am Tag.

Mein Tipp: Nehmen Sie sich an diesen Spitzenleistern der Natur ein Vorbild und genießen Sie Ihre freien Tage in vollen Zügen!

Mehr Urlaub, mehr Motivation?

Nicht nur Unternehmer brauchen Urlaub, auch alle angestellten Top-Führungskräfte können von mehr Urlaub profitieren. Und das nicht nur gesundheitlich, sondern auch, was ihre Motivation betrifft. In einem Kommentar beim Harvard Business Manager etwa stellte Rudolf Burkhard zur Diskussion, Führungskräfte regelmäßig für 10 Wochen in Urlaub zu schicken – in den Bildungsurlaub, wohlgemerkt. Ich finde seine Thesen wirklich erfrischend, auch wenn ich noch skeptisch bin, was die Umsetzung betrifft.

Als Manager Urlaub machen – meine 3 Tipps

Das Thema Urlaub ist für Manager an der Unternehmensspitze fast immer ein schwieriges. Immerhin ist die bloße Erkenntnis, dass sie Erholungsphasen für ihren eigenen Leistungserhalt brauchen, längst kein Garant dafür, im Urlaub auch wirklich abschalten zu können. Grund genug für mich, Ihnen drei Tipps an die Hand zu geben, wie es mit der dringend nötigen Erholung wirklich klappt.

1.) Geben Sie sich die Erlaubnis, Kraft zu tanken

Permanent auf Hochtouren laufen – das geht nicht bei einem Motor und schon gar nicht bei einem Menschen. Die Natur, das erfolgreichste Unternehmen der Welt, weiß das am besten. Der Zyklus von Leistung und Wachstum wechselt sich mit dem Zyklus von Regeneration und Stillstand ab. Wenn Sie Höchstleistung bringen, dürfen Sie nicht nur Kraft tanken – Sie müssen es sogar tun, weil Sie sonst irgendwann zusammenbrechen. Geben Sie sich also die innere Erlaubnis zur regelmäßigen Batterieaufladung.

2.) Finden Sie heraus, wie Sie am besten abschalten können

Die Art und Weise, wie wir uns am besten regenerieren, ist individuell. Dem einen bläst es den Kopf frei, etwas Neues wie Surfen zu lernen, andere werden bei Strandspaziergängen oder Motorradtouren innerlich ganz ruhig – finden Sie heraus, was Sie am besten in Ihren Flow bringt.

3.) Radikale Mediendiät vs. eingeschränkte Erreichbarkeit: Finden sie den passenden Modus

Im Urlaub erreichbar – ja oder nein? Das ist für viele meiner Klienten ein großes Thema. Mir persönlich tut eine radikale Mediendiät richtig gut. Für mich heißt das: Wenn möglich schaue ich 1 x pro Tag meine Mails durch und höre die Mailbox ab. Das war es dann aber auch. Alle E-Mail-Schreiber sind durch den Autoresponder informiert. Anrufer erreichen immer eine meiner Mitarbeiterinnen. Sollte es wirklich ganz, ganz dringend sein, dann bin ich ausnahmsweise auch mal im Urlaub mobil zu erreichen. Das ist aber erst einmal vorgekommen. Tipp: Wenn Sie ganz off sind, empfehle ich Ihnen, im Anschluss an Ihren Urlaub 2 Tage Übergang einzuplanen. So können Sie in Ruhe Mails bearbeiten und in den Arbeitsalltag zurückkehren.

Eine strikte Mediendiät ist aber nicht für jeden geeignet. Eine Woche einfach mal Smartphone und Laptop auslassen und ganz offline bleiben – für die allermeisten meiner Klienten ist das unvorstellbar. Sollten Sie sich besser entspannen können, wenn Sie sich ein regelmäßiges Update von der Firma holen, ist das daher genauso okay. Ich empfehle Ihnen aber klare Regeln aufzustellen, wie zum Beispiel einmal am Tag E-Mails und Anrufe zu einer festen Zeit zu checken.

Ständige Erreichbarkeit stresst Mitarbeiter

Übrigens: Mangelnde Erholungsphasen und ständige Erreichbarkeit setzen nicht nur Manager unter Stress, sondern auch ihre Mitarbeiter. In einer Studie im Auftrag des Bundesarbeitsministeriums haben Forscher der Uni Freiburg und des Instituts für Sozialwissenschaftliche Forschung München untersucht, wie sich die ständige Erreichbarkeit auf das Stresslevel von Beschäftigten auswirkt. Dabei wurde das Beispiel spontaner Chefanruf am Sonntagabend gewählt. Tatsächlich leiden Mitarbeiter laut Studie sehr stark unter einer solchen Störung ihrer Freizeit. Einer der Hauptgründe: Sie ist nicht planbar und trifft die Mitarbeiter überraschend. Der hohe Stresslevel resultiert also vor allem aus dem Kontrollverlust über die Situation!

Ein Grund mehr, nach der Arbeit abzuschalten und sich auch als Top-Führungskraft Urlaub einzuplanen. Einerseits reduzieren Sie so das Stresslevel bei Ihren Mitarbeitern und halten die Motivation hoch. Andererseits gehen Sie mit gutem Beispiel voran – und tragen zu einer mitarbeiterfreundlichen Unternehmenskultur bei!

Sie hören lieber?

Hier geht es zu den passenden Folgen aus meinem Podcast „Leben an der Spitze“:

Prioritäten: Wie Sie die Balance zwischen C-Level und Mensch halten | RAUS AUS DEM HAMSTERRAD #121

Wie Sie auch als Unternehmer bzw. C-Level Urlaub machen | RAUS AUS DEM HAMSTERRAD #182

Muss ich als C-Level im Urlaub erreichbar sein? | RAUS AUS DEM HAMSTERRAD #183

Herzliche Grüße

Gudrun Happich

Gudrun Happich

Bildquelle: DreamLens Production / Pexels

Schlagwörter: abschaltenErholungsphasenErreichbarkeitUrlaub machen

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