Wie Sie Ihre wahren Stärken als Führungskraft herausfinden

Moderne Führung
Stärken Führungskraft

Stellen Sie sich vor, Sie haben ein Vorstellungsgespräch zu Ihrer absoluten Traumposition ergattert. In einem Unternehmen, dessen Führungskultur Sie schon immer bewundert haben. Dort fragt Sie der anwesende CEO nach Ihren Stärken. Nicht nach Ihren Kompetenzen oder den Fähigkeiten, die Sie sich im Laufe der letzten Jahre angeeignet haben. Sondern nach dem, was Sie WIRKLICH gut können. Was Sie seit jeher auszeichnet und einzigartig macht. Und statt zu antworten, herrscht bei Ihnen nur Leere im Kopf. Blackout.

Hätten Sie eine Antwort parat? In diesem Beitrag zeige ich Ihnen, wie Sie Ihre wahren Stärken als Führungskraft herausfinden.

Inhaltsverzeichnis

  1. Ihre Stärke erwächst aus Ihren Wurzeln
  2. „Survival of the fittest” – Es überlebt, wer um seine Stärken weiß
  3. Best Practice: 3 erprobte Methoden, wie Sie Ihre wahren Stärken finden
    3.1. Methode #1: Die persönlichen Erfolgsgeschichten
    3.2. Methode #2: Das Stärken-Interview
    3.3. Methode #3: Der Antrieb-Finder
  4. Vorsicht Falle: Wenn die Stärken einer Führungskraft zur Schwäche werden

Ihre Stärke erwächst aus Ihren Wurzeln

Eine echte Stärke ist nicht einfach etwas, das Sie „gut können“. Vielmehr geben Ihnen Ihre Stärken Halt, Bodenhaftung und Stabilität. Als Naturwissenschaftlerin ziehe ich an dieser Stelle gerne das Bild der Baumwurzeln heran. Jeder Baum hat ein ganz eigenes Wurzelsystem, das für ihn funktioniert. Flachwurzler bilden ein weites Wurzelsystem in Oberflächennähe aus. Pfahlwurzler dringen sehr tief in die Erde vor. Und Herzwurzler verankern zunächst tiefe Wurzeln, um dann in der Breite Ableger zu bilden. Ganz egal, wie das Wurzelsystem aussieht: einmal angelegt gibt es den Bäumen Stabilität – auch bei wechselhaften Bedingungen.

Im Top-Management ist es besonders wichtig, stabilisierende Wurzeln geschlagen zu haben. Denn sie erlauben Ihnen, sich immer wieder anzupassen, ohne dabei umzukippen. Selbst im Haifischbecken Top-Management, wo verwirrende Machtspiele an der Tagesordnung sind, behalten Sie dank Ihren Wurzeln Ihre Überzeugung, Ihre Haltung, Ihre Souveränität. Oder im Wortsinn: Ihr Standing. Ihre Stärke erwächst aus Ihren Wurzeln. Mehr noch: Ihre Wurzeln sind Ihre Stärke. Doch Sie müssen Ihren Wurzeltyp, Ihre Stärken, kennen, um sie fördern zu können.

„Survival of the fittest” – Es überlebt, wer um seine Stärken weiß

Schon der berühmte Naturforscher Charles Darwin wusste, dass derjenige überlebt, der am besten um seine Stärken weiß. Weil er damit in der Lage ist, sich an sich ständig verändernde Rahmenbedingungen anzupassen. Das ist es, was das vielzitierte „survival of the fittest“ im Kern bedeutet. Für Sie bedeutet das: Sie müssen das Besondere und Einzigartige – Ihre wahren Stärken – kennen, um sie entfalten zu können. Halten Sie sich vor Augen: Sie müssen keine externen Vorgaben erfüllen, um stark zu werden. Sondern Ihre eigenen Anlagen, Ihre Identität, fördern.

Ein Klient formulierte es mal so: „Solange ich meine Mitte nicht gefunden habe, neige ich dazu, mich anzupassen, und zwar an die Erwartungen der anderen. Ich verbiege mich also.“ Und das bringt Sie irgendwann in Teufels Küche.

Best Practice: 3 erprobte Methoden, wie Sie Ihre wahren Stärken finden

Um die wirklichen Stärken einer Führungskraft ans Licht zu bringen, habe ich früher eine sehr simple, aber auch aufwendige Methode eingesetzt. Ich gab den Klienten meines Führungskräfte-Coachings ein weißes Blatt Papier mit der Überschrift „Meine Stärken“. Darunter waren 20 Felder. Dieses Blatt mussten meine Klienten zu ihrem Entsetzen gleich dreimal ausfüllen, sodass am Ende 60 Stärken zu Papier gebracht waren. Dabei kamen zwangsweise auch solche Eigenschaften zu Tage, die sie anfangs als so selbstverständlich wahrgenommen hatten, dass sie sie zunächst gar nicht aufschrieben. In Wahrheit waren aber genau diese grundlegenden, tiefverwurzelten Fähigkeiten ihre wirklichen Stärken.

Aber keine Angst. Im Laufe der Jahre habe ich drei Methoden entwickelt, die genauso gut funktionieren. Ohne dass Sie dafür 60 Stärken zu Papier bringen müssen.

Methode #1: Die persönlichen Erfolgsgeschichten

Nehmen Sie sich einen Moment Zeit und rufen Sie sich Ihre großen und kleinen Erfolgsgeschichten vor Augen. Also Projekte, Aufgaben und Entscheidungen, die Ihnen Spaß gemacht haben, und bei denen Sie erfolgreich waren. Dabei stellen Sie sich jeweils folgende Fragen:

  1. Wie sah das Ergebnis ist?
  2. Welches Ziel haben Sie verfolgt?
  3. Welches Problem mussten Sie dafür lösen?
  4. Auf welche Weise haben Sie das Problem gelöst, um Ihr Ziel zu erreichen? Und welche Rolle haben Sie dabei gespielt?
  5. Welche Fähigkeiten haben Ihnen wohl dabei geholfen, dieses Ergebnis zu erreichen?

Nach diesem Schema spielen Sie bitte mindestens 10 Beispiele durch. Am Ende sind Sie in der Lage, Gemeinsamkeiten zwischen Ihren Erfolgsgeschichten zu finden – und erkennen auf diese Weise Ihre wahren Stärken, Begabungen und Fähigkeiten.

Methode #2: Das Stärken-Interview

Als Alternative oder Ergänzung zur Introspektion können Sie Ihre Stärken auch ermitteln, indem Sie Menschen aus Ihrem privaten und beruflichen Umfeld, die Ihnen nahestehen und deren Meinung Ihnen wichtig ist, interviewen. In diesem Zusammenhang interessante Fragen:

Haben Sie die erste Methode bereits durchgeführt, können Sie zum Abschluss fragen, ob Ihre Selbsteinschätzung richtig war: „Kann ich [in Methode #1 ermittelte Stärke] gut?“

Wichtig: Die Einschätzungen, die Sie im Stärken-Interview erhalten, sind sehr subjektiv gefärbt. Befragen Sie daher unbedingt mehrere Menschen aus Ihrem Umfeld, um ein umfassendes Bild zu bekommen.

Methode #3: Der Antrieb-Finder

Bei Methode Nummer Drei rücken Sie zunächst die Dinge in den Fokus, die Ihnen wirklich Spaß machen. Also alle Aufgaben, Projekte und Entscheidungen, die Sie besonders motiviert angehen. Dazu stellen Sie die drei folgenden Fragen:

  1. Was macht Ihnen Spaß? Und was fällt Ihnen besonders leicht?
  2. Welche Aufgaben können Sie den ganzen Tag übernehmen – und würden die Zeit dabei komplett vergessen?
  3. Was würden Sie auch dann noch tun, wenn Sie kein Geld dafür bekämen?

Mit der ersten Frage kommen Sie Ihren wahren Stärken, mit der zweiten Ihren Leidenschaften, die aus Ihren Stärken erwachsen – und mit denen Sie Ihre Stärken weiter entfalten – auf die Spur. Die dritte Frage wiederum dient dazu, vermeintliche Stärken aufzudecken. Denn wenn Sie etwas nur tun, weil Sie dafür bezahlt werden, dürfte sich dahinter kaum eine echte Stärke verbergen. Dahinter steckt dann eher eine Fähigkeit, die Sie sich angeeignet haben, weil es Ihr Job erforderte.

Vorsicht Falle: Wenn die Stärken einer Führungskraft zur Schwäche werden

Wenn Sie Ihre Stärken kennen und entwickeln, wächst Ihre Stabilität – und damit Ihre Fähigkeit, sich anzupassen. Sie dürfen auf Ihre Stärken vertrauen, sollten diese aber niemals blind einsetzen. Dann nämlich kann eine Stärke auch zu einer Schwäche werden. Gegenüber Klienten spreche ich im Coaching dabei meist von der „Stärkenfalle“. Denn unpassend oder übertrieben gesetzt, hat der Fokus auf eine Stärke manchmal unangenehme Konsequenzen. Das ist etwa dann der Fall, wenn Sie neu als Führungskraft ins C-Level aufgestiegen sind, und sich nun ständig in die Aufgaben Ihres Nachfolgers einmischen. Immerhin können Sie Ihren alten Job ja am besten, sonst wären Sie nicht befördert worden. Und ohne es zu merken, betreiben Sie destruktives Mikromanagement.

Herzliche Grüße

Gudrun Happich

Gudrun Happich

PS: Es fällt Ihnen schwer, Ihre wahren Stärken als Führungskraft ans Licht zu bringen? Dann kontaktieren Sie mich unter info@galileo-institut.de. Gemeinsam finden wir heraus, was Sie im Kern auszeichnet.

Bild: Steffen Kögler / stock.adobe.com

Schlagwörter: karriereStärken FührungskraftStärken herausfindenStärken-Interview

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