Karriereentwicklung: So finden Sie Ihren „roten Faden“

Viele denken bei ihrer Karriereentwicklung an einen schnurgeraden Lebenslauf. Wenn das nicht geht, dann muss es wenigstens ein klares Ziel sein. Es muss ein bestimmtes Thema geben, eine Methode oder etwas anderes, in dem man Experte ist. Doch tatsächlich beginnt die Karriereentwicklung viel grundlegender: mit dem Finden eines roten Fadens. In diesem Beitrag lesen Sie
- warum in jedem von uns verborgene Stärken und Kompetenzen schlummern,
- wie Sie den roten Faden in Ihrem Lebenslauf entdecken und
- warum die Karriereplanung erst nach der Karriereentwicklung folgt.
Verborgene Kompetenzen finden. Karriere entwickeln
„In meinem Leben herrscht nur Kraut und Rüben“, klagte eine Bereichsleiterin, „da gibt es keinen roten Faden. Alle ein bis zwei Jahre wechsle ich die Firma. Ich habe kein festes Thema, ich bin wohl ein hoffnungsloser Fall.“ Auf den ersten Blick sah ihr Lebensweg tatsächlich ziemlich chaotisch aus – ständige Wechsel, unterschiedliche Positionen, immer wieder andere Firmen.
Grundsätzlich bin ich davon überzeugt, dass es bei jedem Menschen einen roten Faden gibt, wenn man nur lange genug sucht und tief genug gräbt. Denn bei der Karriereentwicklung gilt es im wahrsten Sinne des Wortes besagten Faden zu „entwickeln“. Meine mehr als 20-jährige Erfahrung mit dem Thema bei mehr als 1.000 Coaching-Prozessen bestätigt, dass sich am Ende immer ein stimmiges Bild ergibt.
Der rote Faden in der Karriereentwicklung
Im Fall der Bereichsleiterin durchleuchteten wir ihren Berufsweg nach einer Konstante. Es kristallisierte sich tatsächlich ein wiederkehrendes Muster heraus: War die Managerin vor eine neue Aufgabe gestellt, packte sie jedes Mal die Neugier. Engagiert ging sie die Aufgabe an, war auch erfolgreich, doch genau dann wurde ihr langweilig – und sie ist gegangen.
„Nach sehr erfolgreicher Bewältigung wenden Sie sich der nächsten Herausforderung zu. Könnte darin nicht sogar eine besondere Stärke liegen?“ fragte ich sie. „Wenn ständig neue Herausforderungen wirklich Ihre Leidenschaft sind, benötigen Sie hierfür nur ein passendes Unternehmen, bei dem Sie von Projekt zu Projekt wechseln“, schlug ich vor, „oder das Umfeld einer Agentur oder Unternehmensberatung.“ Die Bereichsleiterin blickte mich überrascht an. „Ich dachte immer, ich müsste mich mit einem Thema profilieren.“
Themen-Experten waren gestern
Themen-Experte sein oder werden zu müssen, glauben viele, die nach Orientierung im Leben suchen. So liest man es ja auch in diversen Marketing-Ratgebern. Sie haben die Vorstellung, sich auf ein bestimmtes Thema fokussieren zu müssen. In der Art: „Ich werde Experte für…“ Sie glauben, man müsse sich – ähnlich wie ein Informatiker, Fachanwalt oder Arzt – auf ein Thema, eine Tätigkeit oder Methode spezialisieren, um sich eine Art Alleinstellung zu erarbeiten und seine Karriere zu entwickeln.
Werden diese Leistungsträger dabei nicht fündig, überkommt sie schnell das Gefühl: „Ich kann nichts Besonderes“. Dabei übersehen sie, dass die besondere Kompetenz an ganz anderer Stelle liegen kann – etwa im Beherrschen eines Prozesses oder einer bestimmten „genialen“ Kombination von Tätigkeiten, Aufgaben oder Eigenschaften. Diese Besonderheiten erschließen sich meistens nicht auf Anhieb; sie sind sozusagen etwas Dahinter- und Darunterliegendes. Unsere Bereichsleiterin war übrigens, im Gegensatz zu einem Optimierer oder Sanierer, ein typischer „Aufbauer“.
Spannende Schatzsuche hebt Potenziale und Schätze
In jedem Leistungsträger schlummert eine Fülle an Potenzialen. In einer Persönlichkeitsanalyse werden meist nur die „Klassiker“ aufgedeckt, wie Motive, Werte und Stärken. Es existieren jedoch noch weitere Besonderheiten und Potenziale, die sich lohnen, aufgespürt zu werden. Je mehr innere Schätze gehoben sind, desto spannender werden die Erkenntnisse: Das stimmige Gesamtbild, der rote Faden, wird sichtbar.
Bei der Suche nach Ihren „unbekannten“ Potenzialen erforschen wir Schatzfelder, wie
- Wissens- und Themengebiete,
- Prozesskompetenzen,
- bestimmte Aktivitäten und Aufgaben,
- Prägungen,
- Menschentypen,
- Lieblingsumfelder und –Rollen und
- ganz besonders: die genialen Kombinationen.
Beginnen Sie Ihre Schatzsuche mit diesen Fragen:
- Gibt es ein Thema, in dem Sie sich besonders gut auskennen? Worüber reden Sie gerne, wenn Sie mit jemandem zusammen sind? Wann hören Sie sofort zu?
- Gibt es einen Prozess, den Sie besonders gut beherrschen. Oder eine Abfolge von bestimmten Aktivitäten?
- Gibt es eine Tätigkeit oder Aufgabe, die Ihnen einfach liegt?
- Welche familiären Besonderheiten fallen auf, wenn Sie sich systematisch mit den Berufen und Eigenheiten Ihrer Familienmitglieder und Vorfahren auseinandersetzen?
- Gibt es eine bestimmte Menschengruppe, mit der Sie besonders gut können? Was sind Ihre Lieblinge? Welchen Menschen stiften Sie einen besonders großen Nutzen?
- Gibt es ein Umfeld, in dem Sie sich besonders wohl fühlen? Wie muss es gestaltet sein? Was ist hier das Besondere?
- Welche unterschiedlichen Rollen haben Sie schon eingenommen? Gibt es darunter Rollen, die Ihnen besonders Spaß gemacht haben?
Können Sie zwei oder mehr Ihrer Motive, Werte oder Eigenschaften so kombinieren, dass daraus eine besondere Stärke entsteht?
Nach der Karriereentwicklung folgt die -planung
Sie haben Ihren individuellen roten Faden gefunden und damit Ihre Karriere entwickelt? Herzlichen Glückwunsch! Dann können Sie sich nun an den nächsten Schritt wagen: die Karriereplanung. Eine Karriere zu planen heißt: ein Ziel zu finden, auf das Ihr beruflicher Lebenslauf zusteuern kann. Wer den roten Faden im eigenen Lebenslauf erkannt hat und sich der eigenen Stärken bewusst ist, hat meist kein allzu großes Problem damit, seine Karriere in die gewünschten Bahnen zu lenken.
Aber Vorsicht: Sie dürfen sich beim Planen nicht verrennen. Allzu häufig führt uns die Karriere an einen Punkt, der nicht mehr zu unseren persönlichen Wünschen und Stärken, sprich dem eigenen roten Faden passt – sei es durch Beförderungen, Rollenwechsel oder schlicht unvorhersehbare Zufälle. Warum sich eine Karriere mindestens zu 50 Prozent planen lässt und wie Sie die Planung sinnvollerweise angehen, lesen Sie im zugehörigen, oben verlinkten, Blogbeitrag.
Fazit: Folgen Sie nicht dem Mainstream
Mein abschließender Tipp für eine erfolgreiche Karriereentwicklung: Versuchen Sie nicht dem Mainstream zu folgen, wenn Sie kein Mainstream-Leistungsträger sind. Wieso sollten Sie einen Weg einschlagen, der nicht Ihrer ist?
Machen Sie es stattdessen anders.
Machen Sie sich bewusst: Es gibt bei jedem Leistungsträger einen roten Faden. Der ist auf den ersten Blick nicht so leicht erkennbar, aber glauben Sie mir: JEDER hat seinen roten Faden. Diesen zu finden und diesem zu folgen ist die wichtigste Empfehlung, die ich Ihnen für Ihre Karriere mitgeben kann.
Einer meiner besten Ausbilder: Prof. Dr. Fritz Simon formulierte einmal:
„Leben muss ich das Leben vorwärts – verstehen kann ich es rückwärts.“
Schauen Sie immer wieder: Wo gibt es bei Ihnen bestimmte Erfolgsmuster – die mit Spaß und guten Ergebnissen kombiniert sind?
Sie hören lieber?
Hier geht es zur passenden Folge in meinem Podcast „Leben an der Spitze“:
Karriereentwicklung: So finden Sie Ihren „roten Faden“ | ERFOLGREICH UND GLÜCKLICH #207
Herzliche Grüße

Gudrun Happich
PS: Wohin möchten Sie sich in Ihrer Karriere entwickeln? Haben Sie Ihren individuellen roten Faden bereits entdeckt? Nein? Dann kontaktieren Sie mich – und wir begeben uns gemeinsam auf „Schatzsuche“.
Foto von Andrea Piacquadio von Pexels