Umfrageergebnisse: Die Arbeitstypen der Zukunft
So richtig gefreut habe ich mich über die rege Teilnahme an meiner Umfrage zu den Arbeitstypen der Zukunft. Es haben insgesamt 70 Leute mitgemacht! DANKE an alle! Ich denke, das zeigt auch, dass das Thema wichtig und spannend ist. Die Arbeitswelt verändert sich gerade radikal, wir alle sind davon betroffen und wollen wissen und mitgestalten, wie es weiter geht.
In der Studie des Zukunftsinstituts wurden elf Arbeitstypen der Zukunft unterschieden: Knowledge Worker, Corporate High Flyers (klassische Karrieristen), Intermediäre (gute Seelen), Kreative Downshifter (Teilzeit-Selbstverwirklicher), Loyale Störer (gemäßigte Revoluzzer), Job Hopper (fluchtbereite Individualisten), Working Middle (pflichtbewusster Durchschnitt), Passivsten (Status-quo-Verteidiger), Neue Spezialisten, Prekaristen (Randständige) sowie die Digital Bohème (Netwerk-Avantgardisten).
In der Umfrage hatte ich gefragt, mit welchem der Typen sich die Teilnehmer identifizieren. Mehrfachantworten waren möglich, wobei sich die Hälfte der Teilnehmer klar für einen Typ, die restlichen Teilnehmer sich für Mischformen aus zwei (17), drei (12) und vier Arbeitstypen (3) entschieden haben. Nur drei Teilnehmer konnten sich in überhaupt keiner der Charakterisierungen wiederfinden.
Wissensarbeiter auf dem Vormarsch
Die Mehrheit der Umfrageteilnehmer (60,6 %) zählt sich zu der Gruppe der „Knowledge Worker“. Was bedeutet das für den Führungsstil der Zukunft? Diese Wissensarbeiter sind kaum über materielle Anreize motivierbar. Sie brauchen Netzwerkstrukturen und Führung, die definiert ist durch sehr viel Freiheit und Selbstbestimmung. In meinen Führungskräftecoachings habe ich oft mit diesem Typ zu tun. Dabei fällt mir in letzter Zeit verstärkt auf, dass Wissensarbeiter, die erfolgreiche Führungskräfte sind, immer häufiger ihre Unzufriedenheit formulieren. Dieser Typus hat zwar gerne Einfluss und bewegt etwas, entwickelt Ideen und Lösungsstrategien – aber das muss nicht unbedingt mit Personalführung einhergehen. Status bedeutet für die Wissensarbeiter Anerkennung als Experte, erfolgreicher Problemlöser sowohl innerhalb als auch außerhalb des Unternehmens. Ich könnte mir daher vorstellen, dass künftig die Fachkarrieren immer mehr an Bedeutung zunehmen.
Fast ein Drittel der Befragten sieht sich als „Intermediäre“, als die „guten Seelen“ des Unternehmens. Sie zeichnen sich durch kommunikative und soziale Kompetenz aus, sind das verbindende Element zwischen den verschiedenen Arbeitstypen und haben eine starke Bindung zum Unternehmen. Wenn dieser sehr soziale Arbeitstyp nur noch funktioniert, dann ist das ein deutlicher Hinweis darauf, dass mit der Führungskultur etwas nicht stimmt und etwas für die Mitarbeiterbindung getan werden muss.
25, 8 Prozent bringen keine volle Leistung
Am dritthäufigsten genannt wurde die Gruppe der kreativen Downshifter. 25,8 Prozent sehen sich als Teilzeit-Selbstverwirklicher, die zwar im Job verlässlich und kreativ sind, aber nicht auf 100 Prozent laufen. Das ist für die Unternehmen eine Katastrophe. Was ist mit all den Ideen dieser wertvollen Arbeitstypen? Es ist eine Aufgabe der Zukunft, diese oft sensiblen Menschen für eine Arbeitswelt zu öffnen, in der Dominanz und Egoismus nicht zwingend zum beruflichen Erfolg gehören. 16, 7 Prozent identifizieren sich mit dem Arbeitstyp der Digitalen Bohème, die für maximale Selbstbestimmung und offene Netzwerkstrukturen steht. Der Anteil wird hier sicherlich in Zukunft noch deutlich zunehmen.
Jeweils 10, 6 Prozent der Teilnehmer sehen sich als Corporate High Flyers, Job Hopper und Working Middles. Unter den Corporate High Flyers finden sich viele der typischen Leistungsträger wieder, mit denen ich in Führungskräftecoachings an ihrer individuellen Karriereplanung arbeite. Sie brennen für das, was sie tun. Sie sind engagiert, leistungsorientiert, wollen was bewegen. Sie landen aber auch schnell im Burnout, wenn die Wertschätzung ausbleibt. Häufig gibt es für sie viel zu wenig Möglichkeiten der Führungskräfteentwicklung.“ Hauptmerkmal der Jobhopper ist ihre „chamäleonhafte Anpassungsfähigkeit ohne echte innere Beteiligung“. Mit Social Leadership könnten sie möglicherweise zu mehr Loyalität und Leidenschaft motiviert werden. Mit dem Typ „Working Middle“ fasst das Zukunftsinstitut jene Mitarbeiter zusammen, die durchschnittliche Leistung erbringen, ihre Aufgaben fleißig erledigen und nach traditionellen Vorstellungen leben.
9, 1 Prozent der Teilnehmer sehen sich als neue Spezialisten, also als hoch spezialisierten Experten bei denen sich längere Phasen hohen Engagements mit längeren Freizeitphasen abwechseln. In der Natur kann man so ähnliche Leistungskurven etwa beim Geparden beobachten. 3 Prozent der Teilnehmer identifizieren sich mit dem Arbeitstyp der Prekaristen, der Randständigen. Oft fehlt es ihnen nicht an der Qualifikation, sondern an der Durchsetzungskraft und der Ich-Vermarktung. Die Arbeitstypen der Passivsten und der loyalen Störern wurden von den Teilnehmern gar nicht genannt. Das liegt aber sicher auch daran, dass sich keiner gerne mit deren eher negativ besetzten Charakterisierungen identifiziert.
Ihre Gudrun Happich