Clever wachsen: Wie die Natur den Weg zu nachhaltigem Unternehmenswachstum weist

Turbowachstum und Gewinnmaximierung um jeden Preis – nur, um irgendwann vor der Insolvenz zu stehen? Nachhaltiges Unternehmenswachstum sieht anders aus. Als studierte Biologin weiß ich: Ein Blick in die Natur zeigt, dass es auch anders geht. Hier nämlich ist rein quantitatives Wachstum nicht das Maß aller Dinge. Stattdessen dreht sich alles um NACHHALTIGEN Erfolg. Nach meiner eigenen Zeit im Top-Management und nach rund 30 Jahren Erfahrung im Führungskräfte-Coaching kann ich Ihnen sagen: Unternehmen können sich so einiges von der Wachstumsstrategie der Natur abschauen. In diesem Artikel zeige ich Ihnen, wie Sie auch in Ihrem Unternehmen einen nachhaltigen Wachstumsplan verfolgen können – in 3 Schritten.
Übrigens: Dieser Beitrag gehört zu meiner 6-teiligen Natur-Reihe. In diesem Zusammenhang rücke ich die Natur als Vorbild für erfolgreiche Unternehmensführung in den Fokus. Klingt spannend? Mein neues Buch „Nature Inc. – das erfolgreichste Unternehmen der Welt“ erscheint heute, am 16. Oktober 2025. Hier erfahren Sie anhand vieler anschaulicher Best-Practice-Beispiele, wie ein Blick in die Natur, Ihren Unternehmenserfolg sichern und Ihren Führungsalltag erleichtern kann!
Inhaltsverzeichnis
- Wachstumsstrategien in der Natur
- Diese 3 Möglichkeiten für Unternehmenswachstum gibt es
- Wachstum, bis es knallt? Risiken unbegrenzten Unternehmenswachstums
- Nachhaltiges Unternehmenswachstum in 3 Schritten
4.1. Erkennen Sie Ihre Wachstumsgrenzen frühzeitig
4.2. Investieren Sie in qualitatives Wachstum
4.3. Halten Sie Ihre Wachstumsstrategie flexibel
Wachstumsstrategien in der Natur
Tief im Bayerischen Wald befindet sich ein wahrer Gigant. Er ist 53 Meter hoch, 6,65 Meter dick und über 600 Jahre alt. Ich rede von der „Großen Waldhaustanne“. Der höchsten, dicksten und ältesten Tanne Deutschlands. Was ist ihr Erfolgsrezept?
Als Biologin haben mich Bäume schon immer fasziniert – vor allem die Riesen unter ihnen. Was ich besonders spannend finde: Bäume wie die Große Waldhaustanne wachsen ihr ganzes Leben lang. Allerdings nicht unbegrenzt in die Höhe. Denn aufgrund physikalischer Gesetzmäßigkeiten ist es Bäumen ab einer bestimmten Höhe nicht mehr möglich, Wasser durch den Stamm bis zu den oberen Blättern bzw. Nadeln zu transportieren. Tannen wachsen daher selten höher als 50 Meter. Eine Höhe, die sie in der Regel nach etwa 100 Jahren erreicht haben.
Und was hat unsere Große Waldhaustanne die übrigen 500 Jahre ihres Lebens gemacht? Nun, sie ist auch weiterhin gewachsen – allerdings für unsere Augen unsichtbar. So hat sie etwa ihr Wurzelwerk kontinuierlich ausgebaut und Energie in die Entwicklung ihrer Zellen gesteckt, sodass diese mehr Wasser aufnehmen konnten. Außerdem hat sie immer wieder kleine „Verbesserungen“ durchgeführt, die sie widerstandsfähiger gegen Umwelteinflüsse gemacht – und damit ihr langes Überleben gesichert haben.
Diese 3 Möglichkeiten für Unternehmenswachstum gibt es
Warum erzähle ich Ihnen das? Weil ich der Überzeugung bin, dass Unternehmen viel vom natürlichen Wachstum von Bäumen lernen können! Denn die Natur ist eine wahre Meisterin des „nachhaltigen Wachsens“, das langfristig nicht (nur) auf schnelle Wachstumsgewinne, sondern auf Überleben setzt. Das macht sie zum erfolgreichsten Unternehmen der Welt!
Tatsächlich ist die Natur sehr flexibel, was ihre Wachstumsstrategien angeht. Betrachten wir wieder die Große Waldhaustanne. Natürlich hat sie erst mal auf quantitatives Wachstum gesetzt, also höher, schneller, mehr. Doch als sie an ihre natürlichen Wachstumsgrenzen stieß, leitete sie ihre Energie einfach um – und wächst seitdem an anderer Stelle weiter. Aus einem quantitativen Wachstum (immer höher und breiter) wurde ein qualitatives Wachstum (immer besser). Letzteres hat sie selbst Umweltkatastrophen wie langen Dürren und schweren Stürmen trotzen lassen. Auch zeitweiliges Nullwachstum lässt sich in der Natur beobachten.
Unternehmen können sich von diesem cleveren Wechselspiel aus verschiedenen Wachstumsstrategien einiges abschauen. Dazu müssen Sie allerdings zunächst mal verstehen, dass es drei verschiedene Wachstumsstrategien gibt:
- Quantitatives Unternehmenswachstum: Mehr Umsatz, mehr Filialen, höhere Marktdurchdringung: Häufig streben Unternehmen ein quantitatives Unternehmenswachstum an. Gerade bei Startups oder Unternehmen, die neue Geschäftsfelder erschließen, ist diese Wachstumsstrategie durchaus sinnvoll.
- Qualitatives Unternehmenswachstum: Häufig kommen Unternehmen irgendwann an den Punkt, an dem es nicht mehr möglich oder sinnvoll ist, auf Menge und Masse zu skalieren. In dem Fall ist die Umstellung auf qualitatives Wachstum – also „besser“ – erforderlich. Das macht Ressourcen frei für Innovationen oder eine Verbesserung der Kundenbindung. Unternehmen, die qualitativ wachsen, werden widerstandsfähiger gegenüber Marktveränderungen und Krisen. Sie wachsen „nachhaltig“.
- Nullwachstum: Nullwachstum bzw. Stagnation hat im wirtschaftlichen Kontext keinen guten Ruf. Dabei kann es – gerade in wirtschaftlich, politisch oder gesellschaftlich turbulenten Zeiten – genau die richtige Wachstumsstrategie sein. Denn letztlich bedeutet Nullwachstum: wirtschaftliche Konstanz, gleichbleibende Werte, geringe Fluktuation. Diese Art der Beständigkeit ist für Unternehmen manchmal genau die richtige Strategie.
Wachstum, bis es knallt? Risiken unbegrenzten Unternehmenswachstums
Leider herrscht in vielen Chefetagen noch immer der Irrglaube, dass quantitatives Wachstum das einzig wahre Unternehmenswachstum ist. Nachhaltiges Unternehmenswachstum allerdings sieht anders aus. Denn was passiert, wenn Unternehmen ihre gesamten Ressourcen auf dauerhaftes, quantitatives Wachstum ausrichten? Genau, sie knallen mit einem Affenzahn gegen ihre Wachstumsgrenze – und bekommen einen Schlag versetzt, von dem einige sich nie erholen. (Fast-)Insolvenz ist die Kehrseite solch spektakulärer Wachstumsstrategien. Denken Sie an die Drogeriemarktkette Schlecker, die im Rekordtempo immer neue Filialen in Deutschland und Europa eröffnete. Nach spektakulären Wachstumsraten führte das einseitige Expansionskonzept aber letztlich in die Insolvenz.
Nachhaltiges Unternehmenswachstum in 3 Schritten
Dass es auch anders geht, bewies Schleckers größter Konkurrent dm. Zwar setzte auch dm in den Jahren nach seiner Gründung auf quantitatives Wachstum. Allerdings nicht um jeden Preis. Die Drogeriemarktkette ist sogar ein regelrechtes Paradebeispiel, wenn es um nachhaltiges Unternehmenswachstum geht. Denn das Unternehmen verfolgte eine ähnliche Wachstumsstrategie wie die Natur – und ist damit bis heute sehr erfolgreich.
Im Folgenden zeige ich Ihnen, welche drei einfachen Schritte Sie befolgen können, um Ihr Unternehmen nachhaltig wachsen zu lassen.
1.) Erkennen Sie Ihre Wachstumsgrenzen frühzeitig
Die Große Waldhaustanne hat rechtzeitig erkannt, dass sie nicht weiter in die Höhe wachsen kann, ohne sich im wahrsten Sinne des Wortes selbst das Wasser abzugraben. Auch für Unternehmen ist es essenziell, diese Wachstumsgrenzen rechtzeitig zu erkennen. Mein Rat: Etablieren Sie Frühwarnsysteme, um potenzielle Wachstumsgrenzen möglichst schnell zu identifizieren. Zeichnet sich beispielsweise ab, dass der Markt mit einem Produkt gesättigt ist, ist das Wachstumspotenzial ausgeschöpft – und es wird höchste Zeit für eine Anpassung der Wachstumsstrategie.
2.) Investieren Sie in qualitatives Wachstum
Wenn quantitatives Wachstum an seine Grenzen stößt, ist es sinnvoll, auf qualitatives Wachstum umzustellen. Für die Große Waldhaustanne bedeutete das unter anderem: der Ausbau ihres Wurzelwerks.
Im Gegensatz zu Schlecker erkannte auch dm frühzeitig die Zeichen der Zeit und investierte Ressourcen in ein qualitatives Unternehmenswachstum. Die Drogeriemarktkette investierte in:
- mehr Personal
- stabile Lieferantenbeziehungen
- besseres Einkaufserlebnis
- Erweiterung des Sortiments
- Modernisierung der internen Organisationsstruktur
Qualitatives Wachstum ist nahezu in jedem Unternehmen möglich. Denkbar sind etwa Verbesserungen in folgenden Bereichen:
- Produktqualität
- Führungs- und Arbeitsqualität
- Innovationskraft
- Kundenzufriedenheit
- Mitarbeiterbindung
- nachhaltige Produktion
- Markenwert
- Unternehmenskultur
Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen.
3.) Halten Sie Ihre Wachstumsstrategie flexibel
Jede Wachstumsstrategie findet irgendwann ein natürliches Ende. Das gilt für die Natur ebenso wie für Unternehmen. Immer dann, wenn sich die Bedingungen (z.B. in Folge von Krisen) ändern, ist es nötig, die eigene Strategie anzupassen. Dabei kann es durchaus sinnvoll sein, von qualitativem wieder zu quantitativem Wachstum zu wechseln. In der Natur geschieht das im Zyklus der Jahreszeiten immer wieder.
Im Unternehmenskontext kann das etwa dann der Fall sein, wenn alteingesessene Unternehmen mit hoher Marktdurchdringung ein gänzlich neues Geschäftsfeld erschließen.
Letztlich bedeutet nachhaltiges Unternehmenswachstum nämlich genau das: Die Wachstumsstrategie immer wieder an die sich ständig verändernden Gegebenheiten anzupassen.
Herzliche Grüße
Gudrun Happich
PS: Nachhaltiges Unternehmenswachstum liegt Ihnen am Herzen? Ebenso wie moderne Führung, die mit letzterem Hand in Hand geht? Im Vorstand allerdings stoßen Sie mit Ihrem Programm immer wieder auf Widerstände? Dann kontaktieren Sie mich unter info@galileo-institut.de – und wir erarbeiten gemeinsam eine Strategie.

